Düsseldorf. Desinfektionsmittel sind vielfach ausverkauft. Doch zur Vorbeugung gegen das Coronavirus reicht häufiges und gründliches Händewaschen mit Seife.

Desinfektionsmittel sind derzeit vielerorts ausverkauft: Das Coronavirus hat die Nachfrage explodieren lassen, Hersteller kommen mit der Produktion nicht hinterher. Bei Ärzten oder in Krankenhäusern sind solche Mittel unverzichtbar, nicht aber im alltäglichen Hausgebrauch, sagt ein Experte.

Da es derzeit keine spezifische Therapie gegen Coronaviren gibt, ist es umso wichtiger, gegen Ansteckung vorzubeugen, um die Krankheitswelle einzudämmen. „Sich mehrmals am Tag die Hände gründlich mit Seife zu waschen, damit lässt sich das Coronavirus sehr gut entfernen, falls die Haut damit in Berührung kam“, sagt Prof. Ortwin Adams, Virologe an der Uniklinik Düsseldorf: „Wer statt dessen nur hin und wieder die Hände mit Desinfektionsmittel einreibt, schützt sich nicht so gut“, meint Adams.

Coronavirus: Mehrmals täglich die Hände gründlich waschen!

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„Auf der Haut ist das Virus nur für einige Minuten lebensfähig“, berichtet der Virologe. Dies sei jedoch genug, um es am Körper weiter zu verbreiten. Vor allem der Kontakt der Hände mit den Schleimhäuten, besonders von Mund und Nase, sei deshalb riskant für eine mögliche Ansteckung bei einer Kontaktinfektion.

Neben dem Händewaschen sei es deshalb in Zeiten von Grippe- oder Erkältungswelle ebenso wichtig, „sich selbst nicht so oft mit den Händen im Gesicht zu berühren“ - solche Übersprungs-Handlungen jedoch geschehen meist unbewusst und sehr häufig, erklärt Adams. Auch Berührungen am Auge sollte man wegen einer möglichen Ansteckungsgefahr verhindern, empfiehlt der Virologe.

Auch die Tröpfchen-Infektion, etwa durch Niesen oder Husten, kann Coronaviren verbreiten: „Solche Tröpfchen können sich bis zu einen Meter weit verbreiten“, erklärt Adams. Gut wäre es deshalb, Abstand zu anderen zu wahren. Dies gelte besonders für Nutzer von Bus und Bahn, die in Zeiten von Erkältungs- oder Grippewellen einer größeren Ansteckungsgefahr ausgesetzt, sagt Adams: „Das lässt sich kaum verhindern“.

Coronaviren halten sich bis zu neun Tage auf Oberflächen

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Während Stoffe „eher schlechte Oberflächen für Viren sind“, könnten sich Viren auf Halte- oder Türgriffen etwa in Bus und Bahn zum Teil für Tage halten. Forscher der Universitäten Bochum und Greifswald hatten kürzlich veröffentlicht, dass Coronaviren bis zu neun Tage auf Oberflächen halten und dabei infektiös sein können. „Im Schnitt überleben sie vier und fünf Tage, Kälte und hohe Luftfeuchtigkeit steigern die Lebensdauer noch“, teilte die Ruhruni Bochum mit.

In dem in einem medizinischen Fachblatt veröffentlichten Aufsatz, auf den die Ruhruni Bochum jüngst aufmerksam gemacht hatte, wurde auch berichtet, dass selbst als „begrenzt viruzid“ klassifizierte Desinfektionsmittel genügen, „um die Gefahr einer Ansteckung zu reduzieren“. In mehreren Studien hatten sich die Experten dazu mit unterschiedliche Corona-Viren befasst: „Die Ergebnisse waren alle ähnlich“, sagte Prof. Eike Steinmann von der Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie Medizinische Fakultät Ruhr-Universität Bochum.

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Unterdessen bestätigt das Neusser Unternehmen 3M, dass es bei Desinfektionsmitteln derzeit erhebliche Lieferengpässe auch in Deutschland gibt: „Zurzeit übersteigt die weltweite Nachfrage nach Produkten zum persönlichen Schutz der Menschen und zur Vermeidung einer weiteren Verbreitung von Infektionen das Angebot“, sagte eine Sprecherin auf Nachfrage: „Auch wir sind von den aktuellen Unterbrechungen der asiatischen Lieferkette betroffen.“ Das Unternehmen habe deshalb weltweit an seinen Fertigungsstätten die Produktion „hochgefahren“. (dae)