Dortmund.. Der Tourismus im Revier setzt auf radelnde Kunden. Neue Strecken wie Römer-Lippe-Route oder Emscher-Passage sollen neue Übernachtungsgäste bringen. Aber schon jetzt ist die Bilanz ordentlich.

Das „Reiseland“ Ruhrgebiet boomt – und will nun kräftig in die Pedale treten, um den gerade gewonnenen Anschluss an die touristischen Top-Adressen in Deutschland nicht wieder zu verlieren. Das ist keineswegs nur sprichwörtlich gemeint, wie Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH (RTG), gestern auf dem IHK-Tourismusforum Ruhr in Dortmund verdeutlichte. Aus seiner Sicht heißt das Zauberwort nämlich: Radtourismus.

Ein harter Standortfaktor

„Wir haben hier einen echten Wachstumsmarkt“, schwärmte Biermann vor rund 120 Branchenvertretern, die auf Einladung der Dortmunder Industrie- und Handelskammer ins „Spiegelzelt“ vor der Westfalenhalle gekommen waren. In dem mobilen Theaterbau, in dem sonst kabarettreif „Ruhrhochdeutsch“ gesprochen wird, ging es diesmal um nackte Zahlen: Mit 4,8 Milliarden Euro Bruttoumsatz, den allein die rund 157 Millionen Tagestouristen pro Jahr in den Städten des Reviers lassen, ist der Tourismus als harter Standortfaktor längst von Gewicht.

Industriedenkmäler, Kultur und Shopping: Dass der Ruhr-Tourismus daneben auf die weit verbreitete Radler-Euphorie im Land aufsatteln will, kommt nicht von ungefähr.

Zugpferd des Fahrradbooms hierzulande ist der 2010 vom Fahrradclub ADFC als Vier-Sterne-Route geadelte Ruhrtalradweg. 1,25 Millionen Menschen zieht es jährlich auf die 230 Kilometer lange Strecke, die auch quer durchs südliche Ruhrgebiet führt. Hotels und Ausflugslokale entlang der Tour verzeichnen inzwischen ein Umsatzplus von bis zu 40 Prozent. An den Erfolg soll jetzt die im April eröffnete Römer-Lippe-Route anknüpfen.

In Planung ist zudem eine „Emscher-Passage“. Am Ende soll sich das „Rad-Revier Ruhr“ auf Augenhöhe mit dem Münsterland als Radreise-Region etablieren. Dass dem radelnden Ruhrgebiet vor lauter Vielfalt am Ende die Puste ausgeht, glaubt RTG-Chef Biermann nicht: „Im Umkreis von 45 Minuten leben 20 Millionen Menschen. Das reicht.“

Recht gibt ihm eine Studie des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, die kommende Woche in Hattingen vorgestellt wird. In Dortmund sickerten gestern erste, fürs Revier schmeichelhafte Ergebnisse durch. Im touristischen Wettbewerb der Regionen hat derzeit besonders eine die Nase vorn: das Ruhrgebiet.