Dortmund. 130 Flüchtlinge insgesamt haben die Nacht auf Feldbetten in den Brügmann-Turnhallen verbracht – und werden weitere 24 Stunden in dieser Notunterkunft bleiben. Um diesen Aufschub hat das Land NRW die Stadt Dortmund gebeten, weil es sich nicht in der Lage sieht, eine eigene Notunterkunft einzurichten.
Sie haben Karteikarten umhängen und bewegen sich zwischen Absperrbändern. 130 Flüchtlinge insgesamt haben die Nacht auf Feldbetten in den Brügmann-Turnhallen verbracht – und werden weitere 24 Stunden in dieser Notunterkunft bleiben. Um diesen Aufschub hat das Land NRW die Stadt Dortmund gebeten. Das sieht sich zurzeit nicht in der Lage, eine eigene Notunterkunft einzurichten.
500 Plätze am Wochenende
Derweil ist der Flüchtlingsstrom aktuell abgeebbt. Am Dienstag hatte in der Erstaufnahmeeinrichtung in Hacheney ein Aufnahmestopp verhängt werden müssen. In der Spitze 880 Menschen hatten das für maximal 350 Asylbewerber ausgelegte Heim völlig überfüllt; die Ausweichstelle in Derne ist ebenfalls randvoll.
Windpocken-Erkrankungen erschwerten das Krisenmanagement. Um die Flüchtlinge von der Straße zu holen und ihnen zumindest ein Dach über dem Kopf bieten zu können, wurden die Sporthallen in der Innenstadt von Feuerwehr und Hilfsorganisationen als Übergangsquartiere hergerichtet.
Die 500 Plätze reichen nicht aus
24 Stunden. Dass das Land das Ultimatum der Stadt Dortmund nicht würde einhalten können, schien vorhersehbar. Die Einrichtung eines eigenen Notquartiers war aber auch daran gescheitert, dass sich andere Städte wenig kooperativ zeigten: so hatten zwei große Städte in der Rheinschiene ihre Hilfe strikt abgelehnt. „Eine fünfte Einrichtung wird am Wochenende provisorisch an den Start gehen“, zeigte sich Ordnungsdezernent Wilhelm Steitz am Mittwoch dennoch zuversichtlich.
„500 Plätze, das ist schon mal was, reicht aber nicht aus, um den Rückstau abzuarbeiten“. Und wird natürlich die Frist überschreiten. „Wir wollen nicht, dass sich das verfestigt“, blieb Steitz am Mittwoch bei 24 Stunden. Dass die Notunterkunft vermutlich länger herhalten muss?
„Faktisch kann ich das nicht verweigern, denn dann würde ich es auf dem Rücken der Leute austragen. Und ich kann die schlecht in einen Gelenkbus setzen und zum Landtag fahren“.
350 Asylbewerber in einer Nacht allein in Dortmund
Ein politisches Problem also – und eines, dessen Ausmaß zurzeit nicht einzuschätzen ist. Noch gehe die Stadt Dortmund aber davon aus, dass die Erstaufnahme-Zweigstelle in Derne eine Notlösung ist, die nur bis Ende des Jahres gilt.
Allerdings: 350 Asylbewerber in einer Nacht allein in Dortmund – das habe es zuletzt Anfang der 90er Jahre gegeben zu Bürgerkriegszeiten im ehemaligen Jugoslawien. „Sind das jetzt saisonale Schwankungen oder wird das ein Dauerzustand?“ Dann, hob Steitz die Schultern, „reden wir nicht mehr über Derne. Sondern darüber, wie viele Turnhallen wir noch haben“.