Die Abwrackprämie steigert die Arbeitsbelastung der Autoverwerter enorm. Der Ersatzteil-Markt ist überschwemmt und es gibt Betrüger, die die Autos illegal weiterverkaufen.
Noch bis Jahresende erhalten Autobesitzer 2500 Euro Umweltprämie, wenn sie ihr altes Fahrzeug verschrotten und dafür ein neues kaufen. 1 737 324 Anträge waren bis zum 6. August beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eingegangen. ´
Zu viele Autos - Ersatzteilmarkt ist überschwemmt
Was Vater Staat freut, bedeutet für Autoverwerter eine deutlich höhere Arbeitsbelastung. „Momentan ist das eine Katastrophe hier, jede Menge Autos und wir wissen gar nicht wohin damit”, sagt etwa Mohamed Malek, der mit seinem Bruder Rachid eine Autoverwertung am Dortmunder Hafen betreibt. Pro Woche kommen rund 50 Autos dazu. Die Maleks mussten zusätzlich ein Grundstück mieten, um der Blechflut Herr zu werden. „Das sind Kosten, die muss man erstmal wieder reinholen”, so Malek. Viele Autoverwerter, die er kenne, seien überlastet, könnten inzwischen gar keine Fahrzeuge mehr annehmen. Auch die mangelnde Nachfrage für Ersatzteile macht den Maleks zu schaffen. „Es sind einfach zu viele auf dem Markt”.
Der Bund deutscher Kriminalbeamter (BDK) schätzt, das rund 50 000 offiziell abgewrackte Autos an der Schrottpresse vorbei nach Afrika und Osteuropa weiterverkauft wurden.
Zum Verschrotten eigentlich zu schade
Ein Problem, das den Maleks nicht fremd ist: „Ein paar Händler verkaufen die Autos Lkw-weise wie warme Brötchen.”
Auch bei den Brüdern klopfen oft dubiose Händler an, die gerne das ein oder andere Auto vom Hof kaufen wollen. „Das geht aber nicht”, sagt Mohamed Malek mit Nachdruck. Selbst wenn er findet, dass viele der Autos zum Verschrotten eigentlich zu schade sind.
Detlef Gebauer, Autoverwerter aus Hombruch hingegen, kann den Automassen durchaus etwas Gutes abgewinnen: „Früher fuhren wir nach England, um Autos zu holen, jetzt haben wir durch den Staat das Glück, viele Autos zu bekommen.” Gebauer hat expandiert, Leute eingestellt und gleich vier Grundstücke dazugemietet. „Die sind fast alle voll.”
Schlupflöcher für schwarze Schafe
Gebauer weiß zwar noch nicht, ob die Investitionen sich lohnen, aber: „Meine Kunden vertrauen mir und es kommen auch viele interessante Fahrzeuge” – 1356 seit Januar. Eines ist Verwerter Gebauer allerdings wichtig: „Ich verkaufe die Autos nicht, auf Ehre und Gewissen, wir sind korrekt und ehrlich.” Schwarze Schafe gebe es jedoch genug. Gebauer hat sich abgesichert. Bevor er einen Verwertungsnachweis ausstellt, macht er eine Kopie von den Fahrzeugpapieren nebst Abmeldestempel. Zudem lässt er sich die Abholung jedes Wracks für die Schrottpresse jeweils mit Fahrgestellnummer bescheinigen.
Schlupflöcher gebe es jedoch mit Sicherheit, glaubt Mohamed Malek: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Staat den Überblick hat.”