Dortmund. Rund 300 Neonazis haben den 1. Mai-Umzug des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Dortmund überfallen. Die Attacke kam offenbar völlig überraschend aus dem Hinterhalt. Fünf Polizeibeamte wurden verletzt.

Polizeikräfte kesseln Rechtsradikale in der Dortmunder Innenstadt ein. Fotos: Helmuth Voßgraff/WAZ
Polizeikräfte kesseln Rechtsradikale in der Dortmunder Innenstadt ein. Fotos: Helmuth Voßgraff/WAZ © WAZ

Neonazis haben heute Vormittag den Mai-Umzug des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Dortmund angegriffen. Die äußerst gewaltbereiten Rechtsradikalen warfen Steine in Richtung der Kundgebungsteilnehmer und griffen sie mit Holzstangen und Pfefferspray an. Nur unter Einsatz des Schlagstocks gelang es der Polizei, die Randalierer abzudrängen. Fünf Beamte wurden dabei verletzt.

Rechte zogen randalierend durch die Innenstadt

Offenbar griffen die Neonazis den Zug völlig überraschend von hinten an, nachdem sie von einer U-Bahn-Haltestelle und vom Hauptbahnhof herangestürmt waren. Die Polizei war am Bahnhof nur mit ein paar Streifenwagen vor Ort, versuchte die zahlenmäßig überlegenen Neonazis aber dennoch am Erreichen der DGB-Veranstaltung zu hindern. "Mit dieser Attacke hat niemand gerechnet", so ein Polizeibeamter zur WAZ. Die Neonazis wollten ursprünglich weiter nach Siegen zu einer genehmigten Demonstration fahren. Offenbar war dies aber nur eine Finte. Später zogen die Rechten marodierend durch die Innenstadt. Sieben Polizeiwagen wurden demoliert, Außenspiegel parkender Fahrzeuge abgetreten.

Mit einem Großaufgebot von inzwischen 500 Beamten riegelte die Polizei dann die Innenstadt ab und konnte zwischenzeitlich rund 200 Neonazis auf dem Ostenhellweg und in einer Seitenstraße einkesseln. Sie wurden inzwischen mit Bussen ins Gewahrsam abtransportiert. Ein Polizeisprecher gab die Zahl der Festgenommenen mit 280 an.

Dortmunds DGB-Chef Eberhard Weber sprach von einer neuen Qualität der Gewalt. "Was heute passiert ist, übersteigt jegliche Vorstellungskraft", sagte Weber der WAZ. Die Gewaltbereitschaft von Neonazis werde von Polizei und Politik offensichtlich immer noch unterschätzt. Anfangs hätten sich heute "Polizeikräfte in kurzen Ärmeln" mit gewaltbereiten Steinewerfern auseinandersetzen müssen. Weber forderte Dortmunds Polizeipräsident Hans Schulze und NRW-Innenminister Ingo Wolf dazu auf, sich Gedanken über den geplanten Neonazi-Aufmarsch am 5. September in Dortmund zu machen. Polizeipräsident Schulze wies die Kritik auf einer Pressekonferenz zurück. Dass Rechtsradikale eine friedliche Kundgebung angriffen, sei ein bundesweit bisher einmaliger Vorgang.

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