Dortmund. „Menschen haben immer an Flüssen gesiedelt“, weiß Archäologe Jürgen Pape. Das war auch bei der Emscher nicht anders. Denn auch dieses Flüsschen hatte einst klare Fluten, bot Nahrung und Trinkwasser.
Zwei Jahre lang buddelten die Archäologen, bevor die Bagger kamen. Mit zwölf Hektar sei die Emscher-Niederung eine der größten Grabungsflächen in ganz Westfalen.
Das Geschichtsbuch im Boden von Nord-Mengede beginnt gleich nach der Eiszeit, so etwa 8000 vor Christus. Die Archäologen entdeckten Feuersteine, Spitzen und Klingen früherer Jäger. „Das war ein Jagd-Camp hier“, ist Pape überzeugt. Die Jäger hätten sicher nur saisonweise an der Emscher gelebt.
Auch als die Menschen sesshaft wurden, waren die Ufer an der Emscher ein beliebtes Domizil. Davon zeugen dörfliche Strukturen aus der Römerzeit.
„In der Hauptsache haben wir Keramik aus dem Hausrat gefunden“, berichtet der Archäologe. Die Wohnhäuser aus Holz seien schon recht imposant. Sie maßen bis zu 30 Metern und boten Platz für Mensch und Vieh. Daneben wurde auch Metall entdeckt wie importierte römische Münzen oder germanische Haarnadeln und Gewandspangen, die Fibeln. Etwas Besonderes stellt der Fund einer sogenannten Delfinschnalle dar.
Delfinschnalle aus
dem Römerlager
Diese Schnallen wurden im 4. Jahrhundert im römischen Heer verwendet. Pape glaubt, dass sich sein germanischer Besitzer als Söldner im römischen Heer verdingt hatte.
Der Platz der Emscher-Siedlung sei sehr geeignet gewesen. Er lag auf einem Sandwall, war hochwassersicher und bot mit seinem Brunnen jederzeit Trinkwasser. Wertvolle Aufschlüsse erhofft sich der Archäologe von den Grabungen im Schlick des Emscher-Totarms.
Hier hat er mit seinem Team Knochen, Tierreste und alte Pflanzen bergen können, die jetzt ausgewertet werden und in Kürze Auskunft darüber geben, welche Flora und Fauna im heimischen Raum einst vorherrschte. Zum Jahresende soll eine umfassende archäologische Publikation herausgegeben werden.
Eines ist für den Experten, der auch Pfähle im Uferbereich gefunden hat klar: „Der Mensch hat seit jeher das Emschertal verändert.“