Bei immer mehr Menschen reicht das monatliche Einkommen nicht mehr aus, um allen Verpflichtungen nachzukommen. Bei der Schuldner- und Insolvenzberatung der Verbraucherzentrale häufen sich die Beratungsanfragen.
Trotz der Wirtschaftskrise scheint das Konsumverhalten in der Bevölkerung ungebrochen zu sein. Im vergangenen Jahr registrierte der Einzelhandelsverband für Dortmund einen Umsatz von 5483,80 Euro je Einwohner. Aber: bei insgesamt 301 563 Haushalten (Stand 31. 12. 2008) gelten laut Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) zirka 30 000 Haushalte in der Westfalenmetropole als überschuldet. Die Diakonie spricht davon, dass etwa 20 000 Haushalte an der Grenze der Pfändung und damit am Existenzminimum leben.
Anstieg der Kurzarbeit
Die Ursachen sind vielschichtig und nicht immer auf ein persönliches Fehlverhalten (über die finanziellen Verhältnisse leben) zurückzuführen. Eine große Rolle spielen Arbeitslosigkeit und seit Anfang des Jahres ganz besonders auch der Anstieg der Kurzarbeit. Laut Agentur für Arbeit hatten 70 Betriebe mit 2350 Beschäftigten im Januar Kurzarbeit angemeldet, aktuell sind es bereits 280 Betriebe mit rund 9100 Beschäftigten.
Was tun, wenn plötzlich mehrere hundert Euro in der Haushaltskasse fehlen, mit denen man noch kalkuliert hat, als es der Wirtschaft gut ging und der Arbeitsplatz sicher erschien? Man mit einem Mal nicht mehr in der Lage ist, Kredite zurückzubezahlen? Hilfe bieten Schuldner- und Insolvenzberatungen.
Termin Mitte Juli
Die Beratungsstelle Dortmund der Verbraucherzentrale NRW wird in jüngster Zeit so stark frequentiert wie schon lange nicht mehr, hat Uta Petzolt, Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberaterin, beobachtet. Wer ein Erstgespräch zur Insolvenzberatung wünscht, bekommt frühestens Mitte Juli einen Termin. „Wenn es allerdings um die Existenzsicherung geht, stehen wir sofort stramm”, sagt Uta Petzolt.
In der Beratungsstelle Gnadenort 3-5 laufen pro Tag fünf bis zehn Anfragen von Menschen ein, die mit ihrer prekären finanziellen Situation allein nicht mehr klar kommen. Uta Petzolt: „Wir verzeichnen eine enorme Steigerung, was die Antragsstellung auf eine Privatinsolvenz anbelangt.” Derzeit laufen 200 Verfahren, im vergangenen Jahr waren es dagegen 180.
Haushaltsbuch führen
Um sich überhaupt einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen, rät sie dazu, ein Haushaltsbuch zu führen. „Ich muss wissen, was ich habe, was an Fixkosten vorhanden ist, und was dann noch übrig bleibt. Ich kann schließlich nur das ausgeben, was ich habe.” Bei den Überlegungen nach Einsparmöglichkeiten sollten durchaus auch die Kinder in der Familie mit einbezogen werden.
Uta Petzolt rät zu einer genauen Haushaltsanalyse. Viele Ausgaben seien nicht notwendig. „Etliche Versicherungen, die man abgeschlossen hat, sind überhaupt nicht notwendig. Die Beiträge gehen aber ins Geld.” Man sollte sich auch nicht davor scheuen, eine Versicherung zu wechseln, wenn man für die gleiche Leistung einen günstigeren Anbieter gefunden hat. Sparen lasse sich in den meisten Fällen auch bei den Energiekosten.
Eine maßgebliche Schuldenfalle stelle der Telekommunikationsbereich dar – trotz diverser Flatrate-Angebote. „Das ist eine ganz schlimme Sache”, weiß Uta Petzolt aus zahlreichen Beratungsgesprächen.
Wer finanziell nicht mehr ein und aus weiß, sollte sich nicht scheuen, die Schuldner- und Insolvenzberatung aufzusuchen. Grundvoraussetzung ist dabei, die Karten offen auf den Tisch zu legen sowie die aktive Mitarbeit.