Dortmund. Als Professorin Britta Böckmann zur ersten Programmier-Vorlesung an der Fachhochschule antrat, dachten einige Studenten, sie seien im falschen Raum. Zu groß war die Verwunderung über eine weibliche Professorin. Das war vor drei Jahren, nicht in den 50ern.

Britta Böckmann ist jetzt zur Dekanin des Fachbereichs Informatik gewählt worden. Wir sprachen mit der 42-Jährigen über Klischees, Verhandlungen mit Männern und neue Angebote für Schüler.

Es gibt das Vorurteil, dass Frauen keine guten Informatiker seinen...

Böckmann: In unserem Fachbereich ist ein Drittel der Professoren weiblich. Das zeigt, dass das Vorurteil so nicht stimmen kann. Was ich allerdings oft feststelle ist, dass sich Frauen anspruchsvolle und technische Aufgaben nicht zutrauen. Heute ist es ja nicht mehr so, dass Entwickler im Keller sitzen und ab und zu eine Pizza unter der Tür durchgeschoben bekommen. Neben klassischen naturwissenschaftlichen Fähigkeiten wie analytischem Denken und technischem Know-How geht es auch in der Informatik immer mehr umd Sozialkompetenzen wie Kommunikation und Teamarbeit - und da merke ich, dass unsere Studentinnen manchmal Vorteile gegenüber ihren Kommilitonen haben.

Was hat Sie dazu gebracht, Informatik zu studieren?

Damals gab es an den Schulen noch keinen Informatikunterricht. Ich hatte auch keinen Computer zu Hause. Aber ich hatte einen Matheleistungskurs in der Schule belegt. Das Studium der Medizin-Informatik in Heidelberg hat mich interessiert, weil es ein Fachgebiet mit Zukunft war.

Wie war es für Sie, sich in einer Männerwelt zurechtzufinden?

Ich habe nach dem Studium zuerst sechs Jahre bei einer Unternehmensberatung gearbeitet und nach meiner Promotion bei einem Hersteller von Krankenhaus-Informationssystemen im Vorstand. Es ist nicht von Nachteil, in so einer Branche eine Frau zu sein. Zum Beispiel bei Vertragsverhandlungen geht es hart zur Sache, da geht es um Millionen-Beträge. Viele Männer waren es nicht gewohnt, mit einer Frau zu verhandeln - ich dagegen kannte das gar nicht anders.

Was würden Sie jungen Frauen empfehlen, die sich vielleicht nicht zutrauen, Informatik zu studieren?

Erstmal kann man sich an uns wenden; ich telefoniere gerne mit Interessentinnen. Wir bereiten außerdem gerade einen Einstufungstest vor, bei dem Schüler nicht ihr Vorwissen, sondern ihre Kompetenzen für Informatik testen können. Der Nachfrage-Markt, gerade auch für Medizin-Informatiker, ist sehr hoch. Das sind gute Jobs, auch krisensicher, weil das Gesundheitswesen zum einen ein Wachstumsmarkt ist, zum anderen durch die öffentliche Hand finanziert wird. Übrigens lassen sich auch Kinder und Beruf gut miteinander vereinbaren, da man viele Arbeiten von zu Hause aus erledigen kann. Ich selbst habe zwei Töchter, die 10 und 14 Jahre alt sind.

Welche Rolle spielen die Schulen?

Ich erlebe es tatsächlich, dass Informatik an Dortmunder Schulen stiefmütterlich behandelt wird. Oft wird der Unterricht von Quereinsteigern geleitet. Zudem gibt es in dieser Stadt keinen einzigen Informatik-Leistungskurs. Wir würden uns freuen, wenn die Schulen deutlich mehr Engagement zeigten und unterstützen das auch durch Lehrerfortbildungen.

Wie wollen Sie potentielle Studenten ansprechen?

Wir werben auf vielen Wegen für uns. Im Zeit-Studienführer stehen wir hervorragend da und ab dem Wintersemester bieten wir ein Jungstudierendenprogramm zusammen mit dem Robert-Bosch-Kolleg an. Schüler können Seminare besuchen und sogar Prüfungen ablegen, die in ihrem späteren Studium angerechnet werden. Wir wollen so besonders gute Schüler frühzeitig an uns binden und sie fördern.