DORTMUND. Ein Kunst-Projekt ist zum Aushängeschild der Technischen Universität in Sachen Kulturhauptstadt 2010 auserkoren worden. Im Dortmunder U sind ab dem 29. Mai besondere Fotos zu sehen. Frei nach dem Motto: Mittendrin statt nur dabei.

Das Fotoprojekt „Mittendrin” von 17 Kunst-Studenten befasst sich jedoch nicht mit einem abgehobenen Kunst-Kosmos, sondern mit dem Lebensgefühl der neuen Studenten-Generation - und dabei geht es dann auch schon mal um Zahlen. Die WAZ-Redaktion konnte sich die Arbeiten ansehen, bevor sie Ende Mai für die Öffentlichkeit in den Ausstellungsräumen des Dortmunder U zugänglich sein werden.

Die Idee zum Mittendrin-Projekt hatte Foto-Dozent Felix Dobbert. „Mir ist aufgefallen, dass die Studenten heute anders ticken”, berichtet er. „Sie kamen mir hektischer und gestresster vor.” Obwohl Dobbert, der seinen Abschluss in Essen 2004 gemacht hat, noch nicht so weit weg ist vom Studentenleben, fragte er sich, ob die neue Generation von Bachelor-Studis viel stringenter mit der Zeit umgeht. Diese Fragestellung machte er zum Thema eines Seminars.

Das Ergebnis sind 17 Arbeiten, die das Studentenleben reflektieren - das Campusleben, aber auch das Studentsein im Allgemeinen. Die Fotoprojekte dokumentieren spielerisch und nachdenklich den Alltag und auch die Sehnsüchte der jungen Menschen, die in den Hörsälen sitzen. Es geht um Zeit, um Geld, um Facebook und das StudiVZ, um Stereotypen und um den Wahnsinn im Unibetrieb.

Da ist zum Beispiel das Fotoprojekt „Passierschein A 38” von Imke Tonnat. Der Titel ist in Anlehnung an einen Asterix-Film gewählt, in dem die beiden gallischen Helden mit Bürokratie von der schlimmsten Sorte konfrontiert werden. Eigentlich brauchen sie nur den besagten Passierschein, aber so einfach ist das nicht: Sie werden kreuz und quer durch das Verwaltungsgebäude geschickt. Mit der Kamera suchte die Autorin an der TU den Alltags-Wahnsinn. Sie entdeckte Telefon-Apparate, die unvermittelt in Seminarräumen installiert sind und Säulen die mitten im Gang stehen. In einem Waschraum fand sie nebeneinander zwei an die Wand geschraubte Mülleimer für die Papiertücher - aber auf unterschiedlichen Höhen.

Lena Loose befragte Studenten aus Berlin und Dortmund: „Wie viel bleibt unterm Strich?” Sie portraitierte die Befragten und ließ sie später auf die Fotos deren Berechnung schreiben: Wie viel Zeit oder Geld bleibt übrig? „Manche geben ihr ganzes Geld für Partys aus und kaum etwas fürs Essen”, berichtet Dobbert. „Andere haben sehr hohe Handykosten.”

Barbara Schulte und Sarah Schürmann machten sich „auf die Suche nach dem geheimen Geldspeicher” - eine augenzwinkernde Kommentierung zum Verbleib der Studiengebühren. Gezeigt werden Tresor-ähnliche Türen rund um den Dortmunder Campus. Aber: Ob dahinter wirklich die „Studiengebühr-Millionen” lagern, dieses Geheimnis lüften die Fotografinnen nicht.

Eine Auswahl der Fotografien ist ab dem 29. Mai im U-Turm zu sehen. In voller Länge präsentiert die TU die Ausstellung am 18. Juli während die A40-gesperrt sein soll - für viele spektakuläre Kunstmeilen quer durchs Ruhrgebiet.