Dortmund. Nach Jahrzehnten des Stillstands saniert die Deutsche Annington ihre Häuser in Dortmunds Kreuzviertel. Der Erfolg aber ist fraglich: Die Annigton saniere am Mieter vorbei, so der Mieterverein. Die uralten Bäder bleiben ebenso unangetastet wie einfachverglaste Fenster.

Lässt sich aus Wohnungen am Rande des beliebten Kreuzviertels eine Kaltmiete von knapp sechs Euro quetschen, deren Fenster knapp 30 Jahre auf dem Buckel haben und deren Bäder noch immer auf dem Stand der Erstinstallation in den 50er Jahren sind?

Dieser Frage scheint die Deutsche Annington an der westlichen Flanke des trendigen Wohnstandorts auf den Grund gehen zu wollen. Die Mieter werden nicht gefragt. Und deren Fragen bleiben ohne Antworten. Umso angeregter reden sie jetzt miteinander. Kein Wunder: Rüsten sie sich doch zum Gang vor Gericht.

80 Mietparteien sind betroffen, wenn ab nächster Woche Wohnblocks Volmarsteiner Straße 11-13, 16-20 und 6-14 eingerüstet werden. Bis Ende Juli will die Annington die Fassaden, die Kellerdecken und Dachböden wärmedämmen, neue Haustüren und Flurfenster einbauen und Balkone nachrüsten bzw. erneuern.

Seit dem Bau nicht gestrichen

„Wir begrüßen natürlich, dass die Annington überhaupt anfängt, ihren Bestand zu modernisieren”, räumt Holger Gautzsch, Rechtsberater beim Mieterverein Dortmund, ein. „Schließlich haben weder die Haustüren, die Fassaden noch die Balkone nach der Errichtung jemals wieder frische Farbe gesehen.”

Aber: Warum die Vermieterin nicht gleich auch die 30 Jahre alten, teils noch einfachverglasten Fenster erneuert und damit Wärmeverluste programmiert, erschließt sich ihm ebenso wenig wie die Absicht der Annington, trotz der Zweifel am Sanierungserfolg die Kaltemiete von 5,10 auf etwa 5,90/qm heraufzusetzen.

Teurer, als der Mietspiegel hergibt

„Schon jetzt verlangt die Annington trotz des jahrzehntelangen Instandhaltungsstaus mehr, als der Mietspiegel eingentlich hergibt”, beklagt Markus Bartel, ein Sprecher der Mieter, die sich wehren wollen. Einzelne Betroffene hätten bereits angekündigt, „lieber auszuziehen, als für eine derartige Wohnung einen solchen Preis zu zahlen.”

Für den Fall, dass es tatsächlich zu Auszügen kommt, ist der Mieterverein gespannt, wie die Annington Nachmieter finden will. „Nicht die Wärmedämmung gibt bei der Neuvermietung den Ausschlag”, weiß Holger Gautzsch. „Die Leute schauen als erstes auf die Bäder.” Und: Kaltmieten von sechs Euro für Wohnungen mit Bädern, an denen der Vermieter ein halbes Jahrhundert lang nichts gemacht hat, seien in Dortmund nicht durchzusetzen. Bislang nicht.