Dortmund. Angelika Reuter hat Stress mit ihrem Arbeitgeber Eurowings. Die Mutter wollte ihre Elternzeit um ein Jahr verlängern, ihr Arbeitgeber hat etwas dagegen. Nun wird der Fall wohl vor dem Arbeitsgfericht landen - falls sich die Parteien nicht doch noch einigen.
Der kleine Elias wird bald zwei Jahre alt. Und wenn es nach dem Willen der Eurowings AG geht, wird Elias Mutter Angelika Reuther an seinem Geburtstag wieder arbeiten müssen. Müssen, nicht wollen. Denn eigentlich wollte Reuther, die Elternzeit auf drei Jahre verlängern.
Am 28. Februar 2008 hatte ihr die Eurowings-Personalabteilung vor Antritt der zweijährigen Elternzeit in einer E-Mail mitgeteilt, dass das „keine Probleme” geben werde, da es ja das Recht auf die dreijährige Elternzeit gebe. Doch genau diese Probleme gibt es jetzt.
Rechtzeitig hatte Angelika Reuther am 18. Januar 2010 in der Eurowings-Personalabteilung beantragt, die Elternzeit bis zum 19. April 2011 zu verlängern - und gleichzeitig hatte sie auch mitgeteilt, dass sie erneut schwanger ist und den voraussichtlichen Geburtstermin für ihr zweites Kind genannt. Die Antwort kam acht Tage später: So könne man dem Verlängerungswunsch nicht zustimmen. Als „Kompromiss” bot Eurowings an, dass die Verlängerung der Elternzeit mit dem Beginn des Mutterschutzes enden und Frau Reuther auf die restlichen rund neun Monate verzichten solle.
Nicht akzeptabler „Kompromiss”
Angelika Reuther sieht sich dadurch unter Druck gesetzt. Es gebe Entscheidungen eines Landes- und des Bundesarbeitsgerichts, die eindeutig geurteilt hätten, dass die volle Elternzeit bis drei Jahre keine Verhandlungsmasse sondern ein Rechtsanspruch sei, der auch durch eine zweite Schwangerschaft während der Elternzeit nicht gekürzt werden könne. Eurowings sah die Sachlage nicht so eindeutig. Die Gerichtsentscheidungen träfen nicht zu, wurde mitgeteilt. Angelika Reuther versuchte bei der Personalabteilung, beim Betriebsrat und auch beim Eurowings-Vorstand und schließlich dem Eurowings-Aufsichtsrat den für sie nicht akzeptablen „Kompromiss” abzuwenden. Bisher ohne Erfolg.
Die junge Mutter hat jetzt den Arbeitsrechtler Joseph Rohde von der Kanzlei HüttenbrinkPartner in Münster eingeschaltet, der das Vorgehen von Eurowings als „glatt rechtswidrig” wertet und eine Klage beim Arbeitsgericht eingereicht hat. Die Versuche von Angelika Reuther, gesprächsweise ihr Recht auch eingeräumt zu bekommen, scheiterten allesamt. Es mache eigentlich auch keinen rechten Sinn, dass sie für gut zwei Monate auf ihren Arbeitsplatz im Crew Controlling zurückkehren solle, da sie zunächst erst kurz wieder nachgeschult werden müsste. Einiges habe sich verändert.
"Meine Probleme klein im Gegensatz zu anderen"
Die Mutter: „Ich weiß, dass in der gegenwärtigen Situation, in der meine Kollegen um ihre Arbeitsplätze zittern und spürbar große Verunsicherung herrscht, mein Problem vielleicht eher klein erscheint, aber das kann kein Grund sein, mir mein Recht zu verweigern und mich so zu behandeln, als wenn ich nur störe.”
Auf Anfrage der WAZ, ob das Unternehmen bei seiner Haltung bleibt, erklärte Matthias Burkhardt, Pressesprecher der Eurowings AG, gestern: „Personalvorstand Dr. Joachim Klein wird sich nochmals mit dem Vorgang befassen. Ich denke, dass es möglich sein wird, eine Lösung zu finden, bei der am Ende beiden Seiten zufrieden sein können.”