Dortmund. „Mir hat mal eine Frau gesagt, für sie sei, fotografiert zu werden, noch schlimmer, als zum Zahnarzt zu gehen”, sagt Gudio Karp.
Der Promi-Fotograf tourt mit seinem Programm „Princess for one day” (dt.: Prinzessin für einen Tag) durch Deutschland. Am Montag machte der Tourbus halt im Hilton-Hotel in Dortmund. In fünf Workshop-Sessions konnten sich 120 Frauen professionell stylen lassen und dann ein Foto mit nach Hause nehmen. Jeder Teilnehmerin war der Spaß immerhin 129 Euro wert.
Der Foto-Fachmann bot im Hilton seine schmerzlose Hilfestellung an. Der kleine, etwas untersetzte Mann holt die Teilnehmerinnen des Workshops mit diesem Versprechen gleich auf seine Seite. Der „fotografische Häuptling”, wie er sich selbst nennt, übergibt dann auch gleich an Holger.
Holger ist der Chef-Stylist und weiß: Es gibt keine hässlichen Frauen, sondern nur faule oder solche, die es nicht richtig wissen.
Doris Lüning gehört zu keiner der beiden Gruppen. Die 65-Jährige fällt gleich auf, weil sie besonders elegant angezogen ist, mit einem roten Gürtel und rotem Halstuch - und die einzige der Teilnehmerinnen ist, die graue Haare hat. Und dazu steht sie auch. Sie fasst sich ins schlaff herunterhängende Haar und sagt: „So würde ich sonst nie aus dem Haus gehen.” In einem Mode-Katalog hat sie eine Werbeanzeige für das Fotoshooting gesehen und sich - nachdem ihr Mann ihr gewissen moralischen Beistand zusicherte - angemeldet.
Im Styling-Center riecht es nach Haarspray. An den Spiegeltischen arbeiten mit fleißigen Händen die Friseure und Kosmetiker. Da werden Haare auf Lockenwickler gerollt, Locken werden mit Glatteisen in straffe Strähnen verwandelt, Augenlider bekommen einen Touch Farbe, Lippen werden rot und Falten verschwinden.
Bei Doris Lüning verschwindet vor allem der Pony. Charlene, die 23-jährige Stylistin aus Berlin, rät davon ab. „Sonst fällt der beim Fotografieren so nach vorne”, begründet sie.
Silke Nolte hat das Aufbrezeln bereits hinter sich und ist nun etwas nervös. Die Frauen haben einen ganzen Schwung von Anweisungen bekommen, was sie beim Fotoshooting auf keinen Fall machen dürfen: nicht Sprechen, keinen Kussmund machen, nicht die Lippen verschlossen halten, keine Ketten tragen. Holger hat vorgemacht, wie frau mit geschicktem Kopf-nach-vorne- strecken gleich ein strafferes Gesicht bekommt. Das ist so viel, dann geht es bestimmt schief.
Aber Guido Karp hat versichert, dass die Versagerquote bislang nur bei zwei Frauen liege. Eine hatte beim Hamburg-Termin sich zu viel Mut an der Hotel-Bar angetrunken und die andere hatte die Teilnahme von ihrem Mann geschenkt bekommen und war aber alles andere als begeistert.
Silke Nolte dagegen ist sehr zufrieden. „Mein Stylist hat mich immer wieder gefragt: Und? Und? Aber ich konnte nicht antworten, es war so ungewohnt”, erzählt die 43-Jährige. Das Frisieren soll nicht länger als 30 Minuten dauern. „Keine Frau will mehr als eine halbe Stunde im Bad verbringen”, sagt Guido Karp.
Charlene sprüht kräftig Haarspray auf Doris Lünings Haare. „Das müsste eigentlich noch die nächsten Tage halten”, scherzt sie. Sie hat braunen Lidschatten und einen roten Lippenstift benutzt. „Zuhause wäre der pinkiger gewesen”, vergleicht Doris.
Jetzt geht es nach nebenan in das Fotostudio. Nervös warten die Frauen, bis sie an der Reihe sind. Nur ein paar Sekunden, dann sind die Fotos schon geschossen. Jede Teilnehmerin bekommt eine CD und einen großen Ausdruck. Eine Frau schimpft: „Mist, ich habe doch gesprochen.”