Dortmund. Ein Dortmunder hat seiner Frau die Kehle durchgeschnitten und seine Adoptivtochter mit dem Messer verletzt. Jetzt wurde das Urteil verkündet.
Sie hatte stark abgenommen, war neu verliebt, wollte die Scheidung. Ist Nadine K. deshalb von ihrem Mann Rafael K. getötet worden? Der Altenpfleger hatte die 39-Jährige in der gemeinsamen Wohnung in der Dortmunder Nordstadt brutal ermordet. Am Freitag (17.5.) ist nun vor dem Dortmunder Schwurgericht das Urteil gesprochen worden: Wegen Mordes und versuchten Mordes muss der 44-Jährige lebenslang in Haft.
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Die Tat geschah am 10. September letzten Jahres. Die 39-Jährige hatte sich bereits schlafen gelegt, als ihr Ehemann gegen halb elf Uhr abends mit der 20 Zentimeter langen Klinge eines Küchenmessers auf sie einstach. Nadine K. gelang es noch, in die Küche der Wohnung zu fliehen. Dort brach sie dann an der Tür zum Wohnungsflur zusammen und starb. 18 Mal stach Rafael K. zu. Ein langer, tödlicher Schnitt durchtrennte die Kehle der Frau.
Adoptivtochter erzählte, was in der Nacht geschah
Seine Adoptivtochter, die den grausamen Tod ihrer Mutter mitansehen musste, schilderte vor dem Schwurgericht, was an dem Tatabend geschehen ist. Ihr Vater habe demnach wieder einmal depressiv auf dem Sofa gelegen, wie so oft, seit seine Frau sich von ihm getrennt hatte. Ihre Mutter habe ihr erzählt, dass er sauer sei, weil sie die Fußmatte mit den Namen des Paares weggeräumt hatte.
Dann habe die 39-Jährige sich gegen neun Uhr auf der Ausziehcouch schlafen gelegt, so früh wie immer. Denn seit einer Magenverkleinerung achtete Nadine K. sehr auf ihre Figur, ging regelmäßig vor ihren Schichten als Medizinische Fachangestellte nachts um drei ins Fitness-Studio. „Sie wollte gesund bleiben, um für mich und meine kleine Schwester sorgen zu können“, schilderte ihre Tochter mit leiser Stimme.
21-Jährige wurde von Kampfgeräuschen geweckt
Auch die heute 21-Jährige ging früh schlafen, wurde dann aber von den Kampfgeräuschen geweckt. Sie sah, wie ihre Mutter zusammenbrach. Dass es keine Ohnmacht war, habe sie erst verstanden, als ihr Vater auch sie angegriffen habe. „,Komm her‘ hat er geschrien“, erzählte sie, dann habe sie schon das Messer in ihrem Kinn gespürt.
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Der jungen Frau gelingt es, ins Kinderzimmer zu flüchten und den Angreifer mit Händen und Füßen abzuwehren. Der habe immer wieder versucht, sie mit dem Messer zu treffen, erzählte sie. Zweimal ist es ihm gelungen. Die Wunden an Kinn und Arm mussten genäht werden, die Narben sind noch immer zu sehen.
Sechsjährige Schwester schlief auch in der Wohnung
Als der Vater durch einen Tritt ins Straucheln gerät, kann seine Tochter ins Treppenhaus fliehen. Die erste Nachbarin macht nicht auf, bei der zweiten findet die Fliehende dann Unterschlupf. „Die hatte schon was gehört und fragte gleich, was los ist“, berichtete sie. Zum Glück habe ihre kleine Schwester, gerade erst sechs Jahre alt, die ebenfalls in der Wohnung schlief, von dem ganzen Drama nichts bekommen. Sanitäter hätten sie später schlafend in Sicherheit gebracht.
Inzwischen wohnt die Kleine bei ihrer Tante, der Schwester der Getöteten. Die 48-Jährige schildert ihren Schwager als einen Mann, der sehr streng und dominant ist. Ihre Schwester habe jeden Kassenbon vorlegen müssen, von ihm – trotz ihres eigenen Einkommens – nur Taschengeld bekommen. Die Ehe sei früher wohl glücklich gewesen, doch seit ihre Schwester sich verändert habe, habe es immer öfter Streit gegeben: Sie sei immer selbstbewusster geworden, er immer depressiver. Ihr Schwager habe deswegen auch eine Kur machen wollen – neun Tage nach der Tat wäre die Anreise gewesen.
39-Jährige hatte sich in einen anderen Mann verliebt
Schließlich habe sich Nadine K. in einen anderen Mann verliebt, sagte ihre Schwester vor Gericht. „Mit ihm hatte sie sich eine Zukunft vorgestellt.“ Doch kurz nachdem sich die 39-Jährige von ihrem Mann getrennt habe, sei auch die neue Beziehung in die Brüche gegangen.
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Nach der Aussage seiner Tochter brach der Angeklagte in Tränen aus und ergriff das Wort. „Ich weiß, du willst es nicht hören“, sagte er schluchzend. „Aber es tut mir von Herzen leid, was ich getan habe. Das ist unverzeihlich.“ Die Verzweiflung hatte ihn offenbar auch direkt nach der Tat gepackt: Die von den Nachbarn herbeigerufene Polizei fand den Angeklagten bewusstlos vor, mit tiefen Schnitten in Hals und Armen.