Dortmund. Die Katze kommt zur Saarlandstraße: Das Kult-Antiquariat “Le chat qui lit“ zieht weg aus Dortmunds Kreuzviertel. Damit ändert sich (fast) alles.
Seit 2010 hielt sich "Le chat qui lit" verborgen – jetzt zieht das kleine Dortmunder Kult-Antiquariat von der Harnackstraße an die Saarlandstraße. Mitten rein in den Trubel. "Die Katze traut sich auf die Straße", sagt Chefin Iris Harlammert und lacht. Mitte November geht's langsam los, Anfang Januar dann richtig. Und damit ändert sich (fast) alles.
Iris Harlammert fängt mit 57 Jahren nochmal neu an. Ihren sicheren Job in einem Großkonzern hat sie an den Nagel gehängt, um mit der "Katze" neu zu starten. "Das hat mir viele schlaflose Nächte bereitet", sagt sie. "Aber jetzt arbeite ich eigenverantwortlich und frei. Ich habe die komplette Kontrolle – darauf freue ich mich sehr! Obwohl ich mich lange an den Gedanken gewöhnen musste..."
Dortmunder Antiquariat "Le chat qui lit": Jetzt auch Graphic Novels
Aber Harlammert bleibt nicht allein: Carmen Schmitz (61) steigt in die Geschäftsführung ein. Auch für sie ist es ein Neustart, aber sie bleibt hauptberuftlich Steuerberaterin. "Carmen liest zwar nicht so viel wie ich, aber wer tut das schon?", meint Harlammert lachend. Mit der neuen Geschäftspartnerin ziehe auch eine neue Abteilung ein: "Wir erweitern uns um Graphic Novels und Comics. Davon hat sie mehr Ahnung als ich."
Dafür weiß Harlammert umso mehr über Romanliteratur. Vor allem französische Bücher und die Literatur der 20er und 30er Jahre haben es ihr angetan. "Ich lese aber auch sonst alles, lese Bücher zumindest an, damit ich ein Gefühl für den Stil bekomme." Und die Kundschaft dankt es ihr: Wer auch immer ihren Laden betritt – für alle hat sie einen passenden Buchtipp. "Selten kommt jemand wieder und war unzufrieden. Und wenn, dann passt halt der zweite Vorschlag."
Bisher betrieb Harlammert das Antiquariat nur nebenher: Der Laden im ehemaligen Kiosk an der Ecke Harnack-/Gerstenstraße war nur freitagsabends und samstagsvormittags geöffnet. Mit dem Umzug werden die Öffnungszeiten massiv ausgeweitet. Allerdings nicht sofort im November, sondern erst Anfang Januar.
Lesungen und andere Veranstaltungen gebe es natürlich auch weiterhin, versichert Harlammert. Eine Lesung sei sogar im bis dahin leergeräumten alten Laden geplant. "Wir lesen Stefan Zweigs 'Schachnovelle'. Die Atmosphäre passt so gut, dass ich jetzt schon Gänsehaut bekomme."
"Katzenkörbchen" an der Saarlandstraße? Reminiszenz an Lioba Albus
Bisher kündigt der Aushang an der Saarlandstraße 100 neben NokiBox und Il Tappo die Neueröfffnung eines "Katzenkörbchens" an. "Wegen Liona Albus", erklärt Harlammert. "Bei einer Lesung vor einigen Jahren meinte sie mal: Ich lese heute im Katzenkörbchen." Aber der alte Name "Le chat qui lit" (die lesende Katze) bleibt natürlich. Auch das alte Ladenschild von der Harnackstraße zieht mit ins Saarlandstraßenviertel. Iris Harlammert ist sich sicher: "Wir passen hier gut hin."