Sebastian Lehnhoff ist schon lange nicht mehr dazu gekommen, bei einem Radrennen mitzufahren. "Ich rufe meine Freunde an und lasse mir erzählen, wie es war", sagt er. ...

... An der Uni halten den Diplom-Informatiker Staus, und das 50 bis 60 Stunden pro Woche. Sebastian Lehnhoff leitet zusammen mit Professor Horst Wedde die Projektgruppe zum "BeeJamA"-Forschungsprojekt. Dort wird daran gearbeitet, wie man Navigationsgeräte für Autos verbessern kann. Zwar sind die "Navis" mittlerweile so clever, dass sie direkt auf Staumeldungen reagieren können. Aber: "Alle Navigationsgeräte berechnen die Alternativrouten nach demselben Prinzip", erklärt der Nachwuchsforscher. Die Autofahrer werden auf die zweitbeste Route umgeleitet, nicht selten entsteht dort dann direkt der nächste Stau. "Das ist ein Pingpong-Effekt", sagt der 30-Jährige.

Die Lösung für das Problem könnte das Handy sein. Per GPS können die Mobiltelefone übermitteln, wo sich ihre Besitzer gerade befinden. Die Fahrzeuge sind dann selbstständige Stausensoren, die untereinander kommunizieren und ausschwärmen wie ein Bienenschwarm. Die Idee ist, dass den Reisenden nicht mehr eine komplette Route von beispielsweise Dortmund nach München ausgerechnet wird. "Die Autofahrer werden erst mal in Richtung Süden geleitet", erklärt Lehnhoff.

Der in Essen wohnende Diplom-Informatiker wollte nach seinem Abschluss eigentlich Urlaub machen. "Aber dann hat mein Professor angerufen und gesagt, ich könnte mein Büro einrichten." Damit waren Ferien für den frischgebackenen Doktoranden für unbestimmte Zeit vom Tisch - das war vor drei Jahren. Lehnhoff begann direkt mit der Projektarbeit. Eigentlich kann eine solche Projektleitung schon ein Vollzeitjob sein, aber scheinbar "nebenbei" arbeitet er auch an seiner Dissertation.

Der Arbeitstitel lautet "Dezentrale Energiebewirtschaftung unter Verwendung eines adaptiven Agentensystems". Was ein bisschen wie eine Spionagethriller klingt, ist jedoch ein Projekt, bei dem gezeigt werden kann, wie mit Hilfe von "schlauen" Kühlschränken, Boilern und Klimaanlagen Kosten gespart werden können. Der Hintergrund des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts liegt darin, dass Strom aus Wind- oder Sonnenkraft nicht kontinuierlich erzeugt werden kann. Lehnhoff arbeitet daran, wie die Haushaltsgeräte mit den Energiequellen quasi kommunzieren können. "Zusammen mit Kollegen aus der E-Technik haben wir ein neues Verfahren entwickelt", berichtet er. Alltagstests sind bereits geplant.

Kürzlich stellte er seine Ergebnisse auf der Hannover Messe vor und wurden von Fachkundigen umlagert. "Ich fühlte mich ein bisschen wie ein Rockstar", gibt er zu und grinst. Seine Arbeit will er Ende Juni abgeben. Nach nur knapp drei Jahren ist das eine Rekordzeit in der Fakultät. Und dann? Vielleicht Urlaub.