Dortmund/Castrop-Rauxel.. Ein Autovermieter vermisst seit Mittwoch einen Lamborghini. Auf Facebook gibt es erste Hinweise. Die Polizei Bochum beschäftigt ein ähnlicher Fall.
Er ist tiefschwarz lackiert, hat auffallende orangefarbene Bremssättel und der 610-PS-V10-Motor ist mit einer Glashaube abgedeckt: Ein Spezial-Autovermieter aus Magdeburg vermisst seit diesem Mittwoch einen edlen Lamborghini Huracán. Der Sportwagen war am 8. Juni in Düsseldorf einem Kunden übergeben worden. In Dortmund verlor sich jetzt die Spur des Fahrzeugs mit dem Kennzeichen MD LP 610.
"ACHTUNG!!!! AUTO UNTERSCHLAGEN!" Mit einem groß angelegten Suchaufruf auch auf sozialen Netzwerken machte der Supersportwagen-Vermieter Motion Drive die mutmaßliche Unterschlagung noch am Mittwoch öffentlich - unmittelbar, nachdem der Lamborghini gegen 11 Uhr nicht wie vereinbart wieder an der Firmen-Filiale in Düsseldorf zurückgegeben worden war. Zudem setzt das Unternehmen 10.000 Euro Belohnung aus für Hinweise, die zum Fahrzeug führen.
Verschwundener Lamborghini ist eine Viertelmillion Euro wert
"Der Lamborghini ist 250.000 Euro wert und war erst in diesem April zugelassen worden", sagt Steve Ratzel, Mitarbeiter in der Zentrale von Motion Drive auf Anfrage. Ratzel ist zerknirscht, denn die Firma wurde vor knapp einem Jahr bereits Opfer von Kriminellen: Am 23. Juli 2015 wurde ein Ferrari 458 Italia nicht wieder zurückgegeben, dessen Wert mit 150.000 Euro angegeben wird. "Von dem Auto fehlt nach wie vor jede Spur", sagt Ratzel.
Zum Lamborghini häuften sich am Donnerstag Hinweise: "Der stand bis Dienstag auf der Damaschkestraße in Castrop-Rauxel", schreibt eine Facebook-Userin. Ein anderer will den Sportwagen "vor zwei Tagen auf 'nem Anhänger in Haldensleben" gesehen haben. "Dieser Hinweis kann nicht stimmen", glaubt man bei Motion Drive. Hinweise deuteten vielmehr daraufhin, dass der Lamborghini in den vergangenen Tagen im Ruhrgebiet unterwegs war. Das Auto ist mit zwei GPS-Sendern gesichert. Doch deren Signale seien zuletzt nicht mehr empfangen worden.
Mietwagen-Unterschlagung ist Tabu-Thema in der Branche
Bei der Vermietung des Lamborghini - Preis für die Woche 6000 Euro Miete plus 10.000 Euro Kaution - habe man bei Motion Drive größtmögliche Vorsicht walten lassen, sagt Ratzel. Generell verlange man von Interessenten, die einen der etwa 20 Supersportwagen von Porsche 911 bis Bugatti Veyron mieten wollen, vorab die Zusendung von Führerschein- und Pass-Kopie sowie, bei Wohnsitz in Deutschland, eine Meldebestätigung. Im Fall des Lamborghini sei der Wohnsitz des Kunden, offenbar ein Italiener, mit Castrop-Rauxel angegeben gewesen. Das dortige Einwohnermeldeamt habe die Angaben bei einer Überprüfung bestätigt.
Das Unterschlagen edler Mietwagen ist in der Branche ein Tabu-Thema. "Große Unternehmen reden da nicht drüber", sagt Marcus Völker vom Internet-Forum mietwagen-talk.de. Spezialvermieter jedoch sorgten eher für Öffentlichkeit, wie jetzt Motion Drive. Der Schutz vor Kriminellen sei begrenzt, "ein Risiko schwingt für die Vermieter immer mit".
Unterschlagung von Kasko-Versicherung nicht abgedeckt
Nach Erhebungen des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) wurden 2014 von 73.700 kaskoversicherten Mietwagen in Deutschland „nur“ 135 Fahrzeuge gestohlen, sagt ein Sprecher. Spezialanbieter wie Motion Drive trifft ein Verlust umso härter, weil sie meist nur wenige Fahrzeuge haben. Auch konnte man dort am Donnerstag nicht sagen, inwieweit eine Versicherung den finanziellen Schaden ersetzen würde, wenn der Lamborghini verschwunden bliebe. Für den vermissten Ferrari sei die Versicherung bis dato nicht aufgekommen, teilte Motion Drive mit.
"Nach unseren unverbindlichen Kasko-Musterbedingungen wäre die Unterschlagung eines zuvor angemieteten Fahrzeugs nicht vom Versicherungsschutz umfasst", heißt es zu dem Thema beim GDV. "Gleiches gilt für den 'Trickbetrug', denn in der Teilkasko sind in aller Regel „Diebstahl und Raub sowie die Herausgabe des Fahrzeugs aufgrund räuberischer Erpressung“ versichert". Mietwagenfirmen könnten jedoch vertraglich andere Abreden getroffen haben.
Polizei Bochum fahndet nach verschwundenem Audi R8-Mietwagen
Die Polizei Bochum fahndet unterdessen weiterhin nach dem Verbleib eines Audi R8 Spyder, ebenfalls ein Mietwagen. Zeitwert derzeit etwa 73.000 Euro. Am 8. Juni hatte die Polizei ein Fahndungsfoto veröffentlicht - es ist das einzige Beweismittel, dass die Ermittler in der Hand haben. Denn Pass und Führerschein des Automieters stellten sich als gefälscht heraus. Auch von dem Audi fehlt nach wie vor jede Spur, sagt Polizeisprecher Volker Schütte: "Wir haben Hinweise, aber noch keinen Ermittlungserfolg".