Steigende Energiekosten belasten die Verbraucher so sehr, dass eigentlich jedes Mittel recht sein sollte, um sie zu senken. Doch Heizeffizienz und Wärmeisolierung interessieren die Dortmunder Mieter bislang kaum.

Dabei hat der Gesetzgeber zumindest formell Bedingungen geschaffen, die ihnen entgegen kommen. Seit dem 1. Juli 2008 müssen Besitzer von Häusern oder Wohnungen mit Baujahr vor 1965 einen Energiepass vorlegen können, wenn sie verkaufen oder (neu) vermieten wollen. Daraus soll ersichtlich sein, welche Heizkosten auf den neuen Bewohner zukommen.

"Ich befürchte, dass der Großteil der Mieter das noch nicht wahrgenommen hat", sagt Rainer Stücker, Geschäftsführer des Mietervereins Dortmund. Die Problematik hoher Heizkosten hätten zwar die meisten verinnerlicht, aber noch keine Taten folgen lassen. "Jeder weiß, wie viel sein Auto verbraucht. Bei der Wohnung herrscht Ratlosigkeit", sagt Stücker.

Der Energiepass sorgt jetzt zwar für etwas mehr Transparenz, ist aber ein derart kompliziertes Dokument, dass schon Fachkenntnisse vorhanden sein müssen, um es zu verstehen. Außerdem ist es nur bedingt aussagekräftig, wie Wilhelm Heitkämper vom Verein Mieter und Pächter kritisiert: "Der tatsächliche Verbrauch ist durch den Energieausweis nicht immer absehbar." Besser sei es, sich bei Interesse an einer Wohnung eine Betriebskostenabrechnung zeigen zu lassen. Daraus sei dann auch ersichtlich, ob beispielsweise der Wasserverbrauch pro Kopf oder pro Quadratmeter abgerechnet wird. Denn: Auch in energieeffizienten Wohnungen können böse Überraschungen bei den Nebenkosten lauern. Hilfreich kann auch der bundesweite Betriebskostenspiegel sein.

Überhaupt sei es nicht mehr zeitgemäß, in erster Linie die Kaltmieten zu vergleichen, meint Mieterschützer Rainer Stücker. Mit dem Energiepass bekommen die Vermieter, die auf gute Isolierung und moderne Heizungen setzen, jetzt ein Dokument zur Hand, mit dem sie ihre Investitionen besser als Vorteil anpreisen können.

Geldbuße von bis zu 15 000 Euro

Kann der Besitzer bei Vermietung oder Verkauf einer Immobilie mit Baujahr vor 1965 keinen Energiepass vorweisen, drohen ihm Bußgelder von bis zu 15 000 Euro. So musste auch die Dortmunder Ruhr-Lippe Wohnungsgesellschaft etliche der Dokumente erstellen lassen. "Ein großer Aufwand", sagt Sprecher Heinz-Peter Junker. Aber nach einem Energieausweis gefragt habe bislang noch kein Mietinteressent.

Trotzdem erwartet die Industriegewerkschaft Bau durch die neue Ausweispflicht einen Auftragsschub für die Branche. "Eine Sanierung lohnt sich für den Hausbesitzer doppelt", sagt Gerd Kampschulte, Vorsitzender des Bezirksverbandes Bochum-Dortmund. Einerseits steigere sie den Wert der Immobilie und damit die Chancen auf dem Mietmarkt. Andererseits senke sie dauerhaft die Nebenkosten - und spare damit bares Geld.