Castrop-rauxel. Die in Ickern entwichene Boa Constrictor wirft die ein oder andere Frage auf. Warum kriecht ein solches Tier durch die Stadt? Warum hält man sich überhaupt so ein Tier? Und haben wir ausreichend aktuell berichtet? Wir können sie zwar auch nicht komplett beantworten, aber vielleicht ein wenig strukturieren.

Die Boa:Hat alles richtig gemacht. Wenn ich als Würgeschlange ein Rasenmähergeräusch hören würde, wäre mir schnell klar, dass ich im Prinzip nur zwei Optionen habe: So schnell wie möglich die Flucht ergreifen oder die Rasen mähende Person erwürgen. Variante eins war sicherlich die risikoärmere und damit die richtige.

Der Besitzer:Hat alles falsch gemacht. Gegen extravagante Hobbys ist im Prinzip in einem freien Land nichts einzuwenden. Sich allerdings als Privatmann in einer mitteleuropäischen Wohnung einen ausgewachsenen Exoten mit Gefahrenpotenzial zu halten, zeugt weder von Tierfreundschaft noch von Verantwortung. Dieses Tier dann auch noch im Freien unbeaufsichtigt abzulegen, das geht überhaupt nicht.

Die Behörden: Haben alles falsch gemacht. Weder Polizei noch Ordnungsamt haben es für nötige gehalten, die Medien über die Schlangenflucht zu informieren. Und zwar mit geradezu abenteuerlichen Begründungen: Die Polizei erklärte, dass sie in diesem Fall nicht die Einsatzhoheit gehabt habe, sondern diese beim Ordnungsamt läge. Dieses wiederum begründete sein Schweigen damit, dass es keine Panik in der Bevölkerung erzeugen wollte. Das solche Vorfälle heutzutage durch mediale Netzwerke rasch die Runde machen und uns mit Verzögerung sowieso irgendwann erreichen, ist offensichtlich in den Amtsstuben immer noch nicht angekommen.

Die Redaktion: Hat - wie (fast) immer - alles richtig gemacht. Sofort nach Bekanntwerden des Falles recherchiert und anschließend online und in der Zeitung sachlich informiert. Nichts heruntergespielt und nichts aufgebauscht. Auch wir können das tatsächliche Gefahrenpotenzial nicht abschätzen, müssen uns also auf Expertenauskünfte verlassen.

Die Landesregierung: Ist mit ihrem geplanten Verbot, exotische Tiere zu halten, auf dem richtigen dem Weg. Eine Schlange im Haus braucht man eben so wenig wie Pinguine, Königstiger oder einen Orang Utan.