Harald Klingebiel, Förster des RVR, gibt Tipps. Die Bedingungenfür Hallimasch und Co. sind derzeit ideal.

Harald Klingebiel hat’s gut: Er ist Förster und darf jeden Tag in den Wald, nicht nur am Wochenende, wie der Otto-Normalverbraucher. Derzeit hat er es sogar besonders gut, denn die Pilze schießen wie die berühmten Pilze aus dem Boden, und wenn er Lust hat, greift der 49-Jährige zu. „Am liebsten mag ich Braunkappen“, sagt der Pilz-Experte des Regionalverbandes Ruhr (RVR). Wir besuchten ihn im Forsthof in der Haard und holten uns in der Hochsaison ein paar Tipps.

„Derzeit ist es grandios für Pilze. Es herrscht ein Wetter, wie sie es brauchen, warm und nass, Pilze brauchen ein wechselfeuchtes Milieu“, schwärmt der Förster. Überhaupt seien die Bedingungen für Pilze jetzt wieder besser geworden, „es gibt ja praktisch keinen sauren Regen mehr.“ Die Industrie habe ihre Anlagen entschwefelt. „Das zeigt, dass es funktioniert. Analyse und Handlung, das geht in allen Umweltbereichen, da bin ich mir sicher“, wird der Förster ein wenig philosophisch-politisch.

Allerdings sei der Stickstoffgehalt der Luft und damit auch im Waldboden recht hoch, das komme vom Straßenverkehr. „Pilze lösen zwar Stickstoff aus dem Boden und stellen sie Bäumen zur Verfügung. Zuviel NOX ist für sie aber Gift“, macht Klingebiel deutlich.

500 Pilzarten gibt es inunseren Wäldern, giftige und ungiftige

Die Menschen in den Wäldern sind derzeit aber glücklich und schleppen volle Körbe davon, es ist dieses Jahr eine besonders ertragreiche Saison. „Es gibt über 500 Pilzarten in unseren Wäldern, giftige und ungiftige“, weiß der Förster. Ganz oben auf der Liste der Beliebtheit stünden Hallimasch und Braunkappe, weniger oft werde der Steinpilz gefunden, der wie die Braunkappe zur Gruppe der Röhrlinge gehöre.

Eher für Feinschmecker unter den Experten sei der Parasolpilz geeignet, der Perlpilz und der Tintling. Denn: „Diese Arten kann man leicht mit giftigen verwechseln“, warnt Klingebiel. Folglich solle man nur Pilze sammeln, bei denen man sich auch sicher sei, sie zu kennen. Auch die Masche, zuerst einmal alle möglichen Pilze einzupacken und dann zu Hause oder bei einem Experten zu untersuchen, sei nicht die feine Art. „Nur das aus dem Wald mitnehmen, was auch verwertet wird“, rät Klingebiel, am besten sei es, den Fund an Ort und Stelle gleich zu säubern. Pilzreste könnten wieder neues Myzel im Waldboden entwickeln, also die eigentliche Pflanze, der Pilz selber ist ja nur die Frucht.

Und wie erntet man den Pilz am vorsichtigsten, mit dem Messer oder durch Herausdrehen? „Das ist eigentlich egal, Hauptsache, man beschädigt das Myzel im Erdboden nicht allzu sehr.“ Klingebiel selbst haut sich seine geliebten Braunkappen am liebsten – nachdem er sie gesäubert hat – inklusive Stiel und Schwamm in die Pfanne. Entweder mit Speck und Zwiebeln oder als Omelett. Und was gehört dazu? „Natürlich ein ordentlicher Rotwein.“