Temposünder werden vom Ordnungsamt sogar über Facebook ausfindig gemacht.Auch mit Einwohnermeldeämtern wird koopertiert.
Absolut rechtens hat das Ordnungsamt in Düsseldorf gehandelt, bestätigt die Castrop-Rauxeler Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann. Auf der Suche nach einer Temposünderin hatte die Behörde soziale Netzwerke durchforstet und so die vermeintliche Raserin bei Facebook ausfindig gemacht.
Dies sei auch in der Europastadt Gang und Gäbe, bestätigt Hilleringmann: „Auch in Castrop-Rauxel geht das Ordnungsamt durchaus mal online, um eine Identität zu klären.“
Wer seine Sicherheitseinstellungen bei Facebook allzu großzügig justiert, der öffnet damit unter Umständen also nicht nur herkömmlichen Wildfremden, sondern auch Behörden auf der Suche nach Verkehrssündern Tor und Tür zu seinem Profil. Dies musste jetzt eine 29-jährige Düsseldorferin erfahren, die sich gegen einen Bußgeldbescheid wegen überhöhter Geschwindigkeit gewehrt hatte. Der Frau war vorgeworfen worden, am 7. Januar dieses Jahres mit einem fremden Auto mit 111 Stundenkilometer statt erlaubter 80 unterwegs gewesen zu sein.
Als die Halterin des Fahrzeugs jegliche Beteiligung an dem Vorfall zurückgewiesen hatte, war das Düsseldorfer Ordnungsamt kurzerhand online gegangen und hatte das Facebook-Profil der Dame nach dem gesuchten Gesicht abgesucht. In der Freundesliste ihres Sohnes fand sich schließlich die Düsseldorferin, die letztlich freigesprochen wurde: Ein gerichtsmedizinischer Gutachter hatte ausgeschlossen, dass es sich bei der Betroffenen um die Fahrerin des Fahrzeugs handelte.
In Castrop-Rauxel helfe meist das Einwohnermeldeamt, welches Einblick in die Personalausweis-Foto-Kartei gewähre und so zur Aufklärung von beispielsweise Temposünden beiträgt, erklärt Maresa Hilleringmann. Zu originellen Ausreden komme es allerdings eher bei Parkverstößen. Bei Geschwindigkeitsmessungen werde von den zu flotten Fahrern meist eher unkreativ auf „schlechte Bildqualität“ hingewiesen.
Ziemlich originell und noch dazu erfolgreich war der Einspruch eines Rechtsanwalts, der sich noch dazu vor Gericht selbst vertrat. „Es gibt Fälle, da werden zu schnelle Fahrer geblitzt und haben dann auch noch ein Handy am Ohr“, berichtet Dr. Mihael Pohar, Richter am Amtsgericht Düsseldorf. Genau so ein Fall war auch der Rechtsanwalt, der sich darauf berief, nicht telefoniert, sondern sein Diktiergerät abgehört zu haben. Mihael Pohar bestätigt den Erfolg des kreativen Juristen: „Er wurde letztendlich nicht verurteilt.“