castrop-Rauxel. . Die Teilnehmer nutzen das Internet, um sich Postkarten zu schicken.

Die große Panoramakarte mit der berühmten Schneekoppe aus dem Riesengebirge war die erste Ansichtskarte, die Nina Benger aus Castrop-Rauxel erhielt. Das war vor drei Jahren, als die 31-jährige Beamtin mit Postcrossing anfing – diese Karte kam aus Polen. Postcrossing erscheint in der Zeit von E-Mail und „What’s app“ ein bisschen aus der Zeit gefallen: Die Teilnehmer nutzen das Internet, um sich Postkarten zu schicken.

Es wurde von einem portugiesischen Pärchen erfunden, das zu wenige Karten bekam“, weiß Benger. Die Grundidee kam vom Bookcrossing, wo Menschen Bücher in Cafés oder Bibliotheken liegenlassen, welche sie nur einmal lesen wollen, und dafür irgendwann im Tausch ein anderes Druckwerk mitnehmen können. Man kann sich auf dem Portal kostenlos anmelden, ein Profil ausfüllen und bekommt aus der Datenbank nach dem Zufallsprinzip eine Adresse, erklärt Benger den Ablauf.

Sonderformate kosten mehr

„Dann sieht man sich das Profil desjenigen an und sucht ein passende Karte, vielleicht aus Castrop-Rauxel oder dem Ruhrgebiet, oder auch etwas ganz Spezielles.“ So ist die 31-Jährige auch schon losgezogen, um eine bestimmte Ansichtskarte zu finden. „Für eine Frau in meinem Alter, die letztes Jahr einen schlimmen Reitunfall hatte und seitdem querschnittsgelähmt ist.“ In die Ukraine schickt sie gerade für die üblichen 75 Cent — Sonderformate kosten 1,45 Euro — ein impressionistisches Motiv.

Eine Viertelstunde bis 20 Minuten benötigt Benger schon pro Karte, mit Adresse notieren, Profil lesen, Karte aussuchen und schreiben. „Und im Durchschnitt kostet es mich mit Porto etwa 2 Euro.“ Eine Rauxeler oder Ruhrgebiets-Karte gebe es für 50 oder 60 Cent, teurere Drucke erst für 1,20 Euro. Am meisten hat sie mit Postkartenschreibern in Deutschland zu tun, USA, Niederlande, Russland, Ukraine und Finnland, aber auch mit Costa Rica hatte sie ein- und mit Indien zweimal Kontakt.

„Ich habe schon als Kind Postkarten gesammelt und fand die Idee schön, es wieder zu tun“, berichtet die 31-Jährige. E-Mails seien viel schneller und billiger, man könne sie aber auch nicht anfassen und „spätestens beim Datencrash verschwinden sie — die Karte bleibt.“

Etwas länger sind die Papierkarten auch: Von zwei Tagen im Minimum bis hin zu 56 Tagen, die eine Karte aus Indonesien brauchte. 305 Postkarten hat Benger bekommen und 325 gesendet, Urlaubsgrüße nicht mitgerechnet. Ihre Karten in und aus 50 Ländern haben nun eine Million Kilometer zurückgelegt.