Castrop-Rauxel. .

Gefängnisse üben eine beklemmende Faszination aus. Niemand will hin - verständlicherweise - aber trotzdem interessiert es viele, wie es von innen eigentlich aussieht in so einem Knast. Dass es dazu keinen einfachen Weg gibt, möchte man meinen, doch viele Justizvollzugsanstalten sorgen gerade in den vergangenen Jahren dafür, dass ein „Bruch“ nicht nötig ist, um sich einen Knast von innen anzusehen. Eine dieser Anstalten, die an dieser Aufklärungsbewegung teilnimmt, ist die JVA Castrop-Rauxel, auch der „Meisenhof“ genannt.

Am Ende der Lerchenstraße ruhig gelegen ist der Meisenhof die offene Vollzugsanstalt der Stadt und beherbergt etwa 570 Gefangene mit hauptsächlich Kurz- und Ersatzstrafen auf 13 Hektar. Wer sich einen Teil dieser 13 Hektar gerne mal von Nahem ansehen wollte, hatte am Samstag die Gelegenheit dazu.

Anstaltsleiter Julius Wandelt und sein Team luden zwischen 13 und 18 Uhr zum Tag der offenen Tür ein, der ein bisschen ungewöhnliches Jahrmarktflair hinter die Knastmauern brachte. „Hauptsächlich wollen wir mit dieser Offenheit und Transparenz dem Image entgegenlaufen, das der Vollzug hat“, erzählt Franz Wichmann, Leiter des allgemeinen Vollzugsdienstes, „und zeigen, dass wir nicht nur wegsperren, sondern fit machen für das straffreie Leben nach dem Knast.“ Dafür dürfen die Insassen, sofern für geeignet befunden, zwar im Knast schlafen, aber draußen arbeiten, zur Schule gehen, bei gutem Benehmen sogar über das Wochenende bei der Familie „Urlaub machen“. Die Besucher sind fasziniert von dem Gesehenen. „Gott sei Dank haben wir unsere Kinder gut groß bekommen“, meint Erika Kunze, und schaut sich die Zellen an. Laura Loewke meint, „man sollte noch viel offener damit umgehen, Schulklassen herbringen und den Kindern zeigen, wo sie nicht hin sollen.“ Der Plan scheint bei Jona Plattner schon zu wirken. Kleiner als sein Zimmer ist das Abteil im zu besichtigenden Umlaufbus sicher, in den Knast möchte er lieber nicht. „Dann lieber zum Arbeiten“, meint er.

Was Franz Wichmann und seine Kollegen vom Vollzugsdienst besonders betonen wollen, ist die außerordentliche Betreuung im Knast. „Wir haben einen sehr ausgeprägten Sozialbereich, mit Suchtplanung, medizinischer und psychologischer Betreuung, sowie Kooperation mit außen liegenden Einrichtungen“, erzählt Friedhelm Markus vom medizinischen Sektor. „Nur so können wir auch sicher gehen, dass die Insassen nach der Entlassung noch gut betreut werden und nicht einfach nur mit ihrer Kiste auf die Straße gesetzt werden.“

Mit diesem Prinzip des gegenseitigen „sich verlassens“ funktioniert dann auch der offene Vollzug: Jede Art von Freigang geht ohne Absicherung vonstatten und basiert voll und ganz auf dem gegenseitigen Vertrauen.