Experten raten Verkehrsteilnehmern auch im ausgehenden Sommer weiter zur Wachsamkeit vor allem in den ländlichen Gegenden von Castrop-Rauxel. Sollte es aber dennoch zum Wildunfall kommen: Die Vorkommnisse unbedingt melden.

September ist’s. Noch scheint die Sonne ab und an, langsam jedoch neigt sich dieser gar herrliche Sommer dem Ende zu. War das schön. Menschen, in der Regel gut drauf und von Glücksgefühlen beseelt, und auch in der Tierwelt tat sich was – etwa beim Rehwild, bei dem die Hormone wie jeden Sommer aus der Reihe tanzten. Noch nicht lang ist es her, dass der Bock blind vor Verlangen auf „Brautschau“ ging, die brünftige Ricke also in eindeutiger Absicht vor sich hertrieb, um sie zu beschlagen. Typisch für die „Blattzeit“, wie der Jäger sagt.

Eingeschränkter Wildwechsel

Ein durch und durch natürliches Verhalten, das aber alle Jahre wieder auch Probleme mit sich bringt. Denn in Tagen wie diesen ist das ansonsten doch eher scheue Rehwild plötzlich außer Rand und Band – und genau das kann gefährlich werden. Jäger, Förster, Polizei: Allen warnen vor einer deutlich erhöhten Unfallgefahr, was auch Josef Berkel nur nur bestätigen kann, der Chef vom Hegering.

Liebestolle Rehe sind in der „Blattzeit“ keine Seltenheit, im Grund muss man gerade in ländlichen Gegenden anders als sonst fast rund um die Uhr damit rechnen, dass sie plötzlich auf der Straße stehen. Doch irgendwie scheint der „Kelch“ in diesem Jahr an Castrop-Rauxel vorüber gegangen zu sein. Berkel: „Bislang wurden lediglich zwei Stücke überfahren, extrem wenig.“ Dass die „Blattzeit“ nun vorbei ist, erhöht letztlich die Chancen, dass es bei wenigen über- oder angefahrenen Stücken bleibt, wie der Jäger das Wild nennt.

Für Josef Berkel ein logisch erscheinender Grund: Durch die Emscher-Renaturierungsarbeiten zwischen Castrop-Rauxel und der Brandheide im angrenzenden Recklinghausen-Suderwich war das Rehwild an neuralgischen Wildwechselstellen wohl deutlich zurückhaltender als normal.

Gleichwohl bitten Jagd-Profis wie Berkel und seine vielen Kollegen alle Menschen inständig, auch weiterhin wachsam zu sein und vor allem auch die gebotene Rücksicht aufs Wild zu nehmen.

Dass Menschen, auch mit Hunden, in der Natur spazieren gehen, dagegen sei aus Jäger- und Förstersicht natürlich überhaupt nichts zu sagen. Gleichwohl sollte man nur markierte Wege benutzen und vor allem nicht ins Unterholz vorrücken, um das Rehwild nicht noch unruhiger zu machen.

Obschon es gesetzlich nicht vorgeschrieben ist, sollten die Hundehalter ihre Vierbeiner zudem stets an der Leine lassen. Denn dass Rehe oder Kitze von freilaufenden Hunden gerissen werden, kommt immer wieder mal vor. Sollte ein solcher Vorfall beobachtet werden, sind Jäger sogar verpflichtet, einen wildernden Hund zu schießen.

Das Fleischüberfahrener oder verendeter Tiere ist nichts für Ofen oder Pfanne und gehört zudem dem Revierinhaber, der es fachmännisch entsorgt. Wer Interesse an Wildbret hat, kann sich bei der Kreisjägerschaft Hubertus erkundigen (www.kreisjaegerschaft-recklinghausen.de). Was dort angeboten wird, ist Bio pur.

Einen Wildunfall wünscht sich niemand, gleichwohl passiert so etwas immer wieder, auch jetzt noch, auch nach der „Blattzeit“. Was aber ist zu tun, wenn einem etwa ein Reh vors oder ins Auto läuft? Wer bremsen kann, sollte das tun und versuchen, das Tier durch Hupen zu vertreiben. Ist ein Zusammenprall nicht zu vermeiden: auf keinen Fall hektische Ausweichmanöver starten. Ansonsten gefährdet man sich und mitunter auch andere Verkehrsteilnehmer.

Ganz wichtig: Jeder Wildunfall ist meldepflichtig. Hat’s gekracht, sollte man die Unfallstelle absichern, immer die Polizei rufen, oder sich, falls bekannt, direkt an den zuständigen Jagdaufseher wenden. Der ist es auch, der die wichtige Wildunfallbescheinigung ausstellt, denn in der Regel werden derartige Unfälle damit von der Teilkaskoversicherung reguliert.

Streng verboten und auch eine Straftat: ein totes Tier mitnehmen („Wilderei“). Wer ein verletzt flüchtendes Reh nicht meldet, verstößt zudem gegen das Tierschutzgesetz. Der Jäger kümmert sich, stöbert mit Schweißhunden ein verendendes Tier auf und erlöst es im Zweifelsfall von seinen Qualen.