Castrop-Rauxel. . Der Politiker ist Mitglied im Kompetenzteam von Peer Steinbrück und besuchte jetzt auf Einladung von MdB Frank Schwabe (SPD) die Europastadt.
Die Qualität in der Gesundheitsversorgung und in der Pflege darf nicht von Einkommen oder Herkunft abhängen. Deshalb tritt die SPD für ein solidarisches, gerechtes System ein, so Prof. Dr. Karl Lauterbach, Mitglied im Kompetenzteam des Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, der am Freitagabend in Castrop-Rauxel ein Plädoyer für die Bürgerversicherung hielt.
Der prominente Politiker, dessen Markenzeichen die ausgefallene Fliege ist, besuchte auf Einladung des heimischen Bundestagsabgeordneten Frank Schwabe die Europastadt und hielt in der Aula der Fridtjof-Nansen-Realschule vor 100 Zuhörern eine engagiert Rede zum großen und konfliktreichen Wahlkampfthema Gesundheit und Pflege. Darin forderte Lauterbach die Abschaffung der „Zweiklassenmedizin“, zeigte die Missstände auf.
„Gesetzlich Versicherte erfahren eine schlechtere Behandlung“, so der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Sie müssten lange warten, ehe sie einen Arzttermin bekommen. Doch auch bei Privatpatienten gebe es Probleme: Durch steigende Prämien geraten sie, vor allem mit zunehmendem Alter, in finanzielle Nöte.
Und im Bereich der Pflege? „Dort haben wir das Problem der doppelten Armut“, sagte Lauterbach. Zum einen könnten die, die in dem Bereich arbeiten, gar nicht davon leben. „Der Pflegeberuf ist ein Armutsrisiko.“ Der Gesundheitsexperte weiter: „Aber auch für die, die gepflegt werden.“ Die Kosten, die sie aus eigener Tasche bezahlen müssen, seien hoch. „Deshalb sind 40 Prozent in Pflegeeinrichtungen auf Sozialhilfe angewiesen“, erklärte Lauterbach und kam schließlich auf das System der Bürgerversicherung zu sprechen.
„Es dürfen keine Unterschiede mehr gemacht werden“, betonte er. Aus diesem Grund möchte die SPD die Bürgerversicherung für alle Neu- und bisher gesetzlich Versicherten verbindlich einführen. „Privatpatienten“, fuhr Lauterbach fort, „können sich ein Jahr lang überlegen, ob sie wechseln.“ Zur Finanzierung: „Die komplette Parität muss wieder eingeführt werden.“ Heißt: Arbeitgeber und -nehmer sollen künftig wieder dieselben Beiträge zahlen, erklärte Karl Lauterbach, nachdem er zuvor den von Schwarz-Gelb eingefrorenen Arbeitgeberanteil zur gesetzlichen Krankenversicherung als „größten Einschnitt in das Solidarsystem in den letzten 30 Jahren“ kritisiert hatte.