Der Geiselgangster Dieter Degowski soll auf ein Leben in Freiheit vorbereitet werden. Der durch das Gladbecker Geiseldrama bekannt gewordene Verbrecher wird wahrscheinlich nicht heimatnah untergebracht.
Das Gladbecker Geiseldrama ist in diesen Tagen wieder Medienthema. Nicht nur, weil es sich vor genau 25 Jahren ereignete, sondern auch, weil einer der beiden Entführer, Dieter Degowski, jetzt – nach einem Vierteljahrhundert im Gefängnis – auf seine Freilassung vorbereitet werden soll. Castrop-Rauxel könnte also demnächst – rein theoretisch – Wohnsitz eines der prominentesten deutschen Straftäter werden – falls der in Gladbeck-Brauck aufgewachsene Gangster denn hier im offenen Vollzug an ein Leben in Freiheit gewöhnt werden sollte. JVA-Leiter Julius Wandelt räumt der Perspektive, dass der heute 57-Jährige im Meisenhof einsitzen wird, jedoch wenig Raum ein. „Dass wir Dieter Degowski demnächst während seines Freigangs beim Bäcker treffen, ist recht unwahrscheinlich“, schätzt Wandelt.
Nach 25 Jahren Haft hat Degowski seine Strafe eigentlich verbüßt. Der renommierte Essener Gutachter Norbert Leygraf hat sich in einem Gutachten jedoch dagegen ausgesprochen, den Geiselgangster auf freien Fuß zu setzen, weil er intellektuell nicht in der Lage sei, wesentliche Therapie-Erfolge zu erzielen. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion sei ebenso wenig ausgeprägt wie sein Mitgefühl für die Angehörigen der beim Geiseldrama getöteten Menschen. Zwei Frauen und ein Polizist mussten 1988 sterben.
„Es gibt verschiedene Abstufungen bei den Entlassungsvorbereitungen. Degowski gehört als Gewalttäter in die Stufe eins und müsste dementsprechend von Werl aus in die Justizvollzugsanstalten Bielefeld-Senne oder Euskirchen überstellt werden.“ Im Meisenhof sitzen aber nur Strafgefangene der Stufe zwei ein, also weniger gefährliche.
Im offenen Vollzug werde Degowski dann aber extrem vorsichtig auf ein eventuelles Leben in Freiheit vorbereitet. „Wenn Degowski Ausgang hat, dann nur in Begleitung bewaffneter Justizbeamter“, erläutert Wandelt. Die JVA Meisenhof hat in immer wieder prominente Insassen aufgenommen, Terroristen waren darunter und der Entführer des Aldi-Millionärs Theo Albrecht, der ehemalige Rechtsanwalt Heinz-Joachim Ollenburg. Auch Christoph Broelsch, der prominente Chirurg und Leibarzt des verstorbenen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau, sollte gerüchteweise seine dreijährige Gefängnisstrafe, zu der er wegen Bestechlichkeit und Betruges verurteilt worden war, in Castrop-Rauxel verbüßen. Er saß aber in Bielefeld-Senne ein und wurde bereits nach eineinhalb Jahren wieder entlassen.