Castrop-Rauxel. . Hotels und Flüge in die Türkei nicht bezahlt – Polizei liegen schon vier Anzeigen vor
Die Urlaubslaune der Familie Kus ist dahin. Kurz bevor sie heute Morgen nach Antalya fliegen wollte, stellte sie fest: Weder Hotel noch Flug sind bezahlt. Dabei hatte die vierköpfige Familie im Reisebüro „Lila Travel“ in Castrop 3600 Euro für die schönsten Stunden des Jahres auf den Tisch gelegt. Doch das Geld ist weg – genau wie der Reisebüroleiter auch. Ihn sucht jetzt die Polizei.
Geschäftspartner auch weg
Strohdach, Palmen, bunte Prospekte: Das kleine Reisebüro am hinteren Ausgang der Passage im Widumer Tor vermittelt einen Hauch von südlichem Flair. Auf einer Werbetafel die Frage: „Kann ich von hier Geld verschicken?“
Vielleicht. Aber man kann hier auch Geld unterschlagen. Das werfen jedenfalls nicht nur die Familie Kus, sondern mindestens noch drei andere Kunden dem Lila-Travel-Betreiber Murat K. (42) aus Ickern vor. Polizeisprecher Michael Franz bestätigt: „Drei Familien haben Anzeigen erstattet. Sie wollten eine gemeinsame Urlaubsreise in die Türkei antreten, aber als sie geprüft haben, ob das Hotel bezahlt ist, stellten sie fest, dass das nicht der Fall war.“ Er spricht von einem Verlust von rund 9000 Euro.
Ob tatsächlich eine Straftat vorliegt, kann die Polizei noch nicht sagen. Es bestünde wohl der „Verdacht auf Leistungsbetrug“, doch es könnte sich auch um eine Insolvenz oder eine Fehlbuchung handeln. Michael Franz: „Das wird jetzt geklärt. Vielleicht gibt es auch plausible Gründe.“
Davon geht Tuncay Kus (21) aus Castrop nicht aus. Er arbeitet in einem Friseurgeschäft an der Widumer Straße. Als seit Dienstag das kleine Büro in der Passage nebenan nicht mehr besetzt war, habe sein Vater nachgehakt. Ergebnis: Murat K. hatte weder das Fünf-Sterne-Hotel in Antalya noch den Flug von Köln gebucht. Tuncay Kus: „Wir haben die Reise in bar bezahlt. Er hatte uns das empfohlen, weil es für uns günstiger sei.“ Misstrauisch wäre die Familie nicht gewesen: „Weil wir schon im letzten Jahr unseren Urlaub bei ihm gebucht hatten, da war alles in Ordnung.“
Doch diesmal hätten sie gefälschte Reiseunterlagen bekommen. „Die Buchungsnummer war falsch. Vor jeder Nummer muss ein Buchstabe stehen, doch wir hatten nur Zahlen.“
Aber noch etwas macht die Familie Kus sicher, dass Murat K. mit ihrem Geld geflohen ist: „In Ickern kennt ihn niemand unter diesem Namen.“ Außerdem sei schon Geschäftspartner Brian D. im Mai „abgehauen“.
Die Familie Kus fliegt heute trotzdem ins Urlauberparadies Antalya. „Wir haben für 1200 Euro vier Flüge gebucht. Aber ohne Hotel“, sagt Tuncay Kus.