Castrop-Rauxel. .
Der zweite Schleusenwärter-Streik an den Kanälen in Nordrhein-Westfalen trifft die Binnenschiffer anscheinend nicht so hart wie der erste: Lange Warteschlangen sind derzeit nicht zu beobachten. Auf dem Rhein-Herne Kanal in Castrop-Rauxel ist zwar absoluter Stillstand eingetreten, aber vor der Schleuse Herne-Ost an der Stadtgrenze liegen gerade einmal vier Binnenschiffe und ein Sportboot fest. Im Dattelner Liegehafen noch einmal sieben Schiffe.
Mit Beginn der Frühschicht am Dienstag um 6 Uhr seien rund 500 Schleusenwärter und Mitarbeiter in den Ausstand getreten, sagte Verdi-Sprecher Günter Isemeyer. Verdi hat dazu aufgerufen, die Arbeit an den Schleusen bis Freitagmorgen niederzulegen. Das sei im Ruhrgebiet überall geschehen, bestätigte Volker Schlüter vom Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Meiderich. Geöffnet sei nur die Schleuse Münster, die mit Beamten besetzt sei. Laut Verdi kam die Schifffahrt auf den vier Kanälen in NRW vollständig zum Erliegen.
Hintergrund des Streiks ist die Verdi-Forderung nach einem Tarifvertrag zur Absicherung von Arbeitsplätzen bei der geplanten Neuordnung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Dass Verdi den Ausstand diesmal angekündigt hatte, zeige sich an den Schleusen, sagte Schlüter. Viele Binnenschiffer hätten die Tore vor Streikbeginn passiert. „Nach den Erfahrungen des letzten Streiks suchen Schiffer sich einen Platz im Hafen, wo sie an Land gehen können", sagte Schlüter. Betroffen von dem Streik sind auch Freizeit-Schiffer: In den Ferien würden die Kanäle in NRW üblicherweise von vielen Motorbooten befahren, sagte Schlüter: „Die Leute haben jetzt hoffentlich Ausweichrouten gefunden."
Gestern wollten sich laut Verdi streikende Schleusenwärter aus Datteln, Herne und Dorsten an einer Demonstration von Beschäftigten des Einzelhandels in Recklinghausen beteiligen. Dort findet die vierte Tarifverhandlungsrunde für den NRW-Einzelhandel statt.
Im Luck-Hafen muss dieArbeit umgeschichtet werden
Am Donnerstag soll es eine Kundgebung im Duisburger Hafen geben. Die Negativ-Auswirkungen des Schleusenwärter-Streiks auf die hiesige Wirtschaft halten sich in Grenzen. Im Luck-Hafen werden derzeit zwar unfreiwillig ein paar Tage Sommerferien gemacht. Dennoch befürchtet Hafenbetreiber Hans-Jost Luck keine großartigen Umsatzeinbußen: „Das ist wie bei einem Streik der Müllabfuhr. Hinterher muss der Müll ja doch abgefahren werden. Und das geht nur, wenn die Müllwerker Überstunden machen“, erläutert Luck. Allenfalls die zu bezahlenden Überstunden würden bei ihm zu Buche schlagen. Luck sieht’s gelassen.