Castrop-Rauxel. . Der Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude genannt, breitet sich immer weiter aus. Der Kontakt mitder Pflanze kann auf der Haut schmerzhafte Reaktionen hervorrufen. Experten geben Tipps.

Groß, grün, gefährlich – das ist der Riesenbärenklau. Besonders da, wo er stickstoffreiche Böden mit genügend Wasser findet, fühlt sich der Einwanderer aus dem Kaukasus wohl – und verbreitet sich nahezu ungehemmt. „In unserer Region wächst diese Pflanze mittlerweile fast flächendeckend“, sagt Richard Köhler von der Biologischen Station östliches Ruhrgebiet.

In Castrop-Rauxel kann man die Ausbreitung entlang der Emscher und der Autobahnen beobachten, zudem registrieren die Fachleute von der Biologischen Station immer wieder kleine Nester der Pflanze dort, wo – verbotenerweise – in der Natur Gartenabfälle abgeladen werden. So wird die Ausbreitung begünstigt. Der Biologe macht deutlich: „Diese Pflanze werden wir nicht mehr ausrotten können.“ Zu hartnäckig sei das Gewächs, das auch Herkulesstaude genannt wird, allein die Verbreitung etwas zu verzögern, das könne man versuchen.

Als Zierpflanze eingeschleppt

Der Natur-Neubürger, der bereits im 19. Jahrhundert aufgrund seines imposanten Erscheinungsbildes als Zierpflanze eingeschleppt worden war, sei zwar für seine Nachbarn in der Flora unangenehm, aber nicht der schlimmste unter den Eindringlingen, so Köhler. Es sind vielmehr die Menschen, denen der Riesenbärenklau Probleme bereitet. Kommt die Haut mit seinem Pflanzensaft oder seinen feuchten Blättern in

 Richard Köhler von der Biologischen Station östliches Ruhrgebiet.
Richard Köhler von der Biologischen Station östliches Ruhrgebiet. © Arne Poll

Kontakt, und wird anschließend mit Sonne beschienen, können Verbrennungen in der Art eines heftigen Sonnenbrandes entstehen. „Es hat wohl gar mal einen Fall gegeben, wo Kinder die dicken Stängel als Blasrohre benutzen wollten und sich den aggressiven Saft ins Gesicht gepustet haben“, berichtet Richard Köhler. Oder aber Sonnenanbeter legen sich am Rande von Flüssen und Seen zum Ausspannen in die Blätter – auch dieser Kontakt kann schmerzhaft sein.

Damit so etwas nicht passiert, appelliert der Biologe, Kinder besser über die Gefährlichkeit der Pflanze aufzuklären. „Bei einem Spaziergang kann man Kinder gut auf die Herkulesstaude hinweisen und ihnen erklären, warum die gefährlich ist.“ Wer den Riesenbärenklau in seinem Garten oder etwa an einem Spielplatz, den er regelmäßig besucht, entdeckt, dem rät der Fachmann folgendes: „Wenn man nur einige wenige Pflanzen bekämpfen will, sollte man die Blüten abknipsen und am besten in den Hausmüll schmeißen, damit sich die Samen nicht weiter verbreiten können. Aber Vorsicht: Dabei immer Handschuhe tragen!“ Anschließend sollte man den Blütenstand ab und an kontrollieren und nachwachsende Blüten ebenfalls vernichten.

Da es sich um eine zweijährige Pflanze handelt, so der Biologe, setzt nach dem Entfernen der Blüte eine Art Selbstmordprogramm ein, das die Staude zum Absterben bringt. Anders beim Abmähen. „Das macht den Wuchs noch schlimmer“, sagt Richard Köhler – statt einer großen habe man danach viele kleine Pflanzen, weil sie durch das Abmähen erneut austreiben.

Stadtgrünchef Breuer: Die Spielplätze sind frei vom Bärenklau

Klaus Breuer, Leiter des Bereichs  Stadtgrün und Friedhofswesen
Klaus Breuer, Leiter des Bereichs Stadtgrün und Friedhofswesen © Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool

Das Tückische am Riesenbärenklau oder der Herkulesstaude, wie die Pflanze auch genannt wird, sei, so Klaus Breuer, Leiter des Bereichs Stadtgrün und Friedhofswesen, dass es vom Wetter abhängt, ob die Berührung mit ihr schmerzhaft endet oder nicht. Denn, so erklärt Breuer: „Bei bedecktem Himmel passiert nichts. Erst dann, wenn die Haut Kontakt zu der Pflanze – da speziell ihren feuchten Blättern oder dem Pflanzensaft hatte – und dann Sonne draufscheint, kommt es zu schlimmen roten Flatschen, die höllisch brennen.“

Für die Spielplätze der Stadt aber kann der Leiter des Bereichs Stadtgrün und Friedhofswesen Entwarnung geben: „Da steht kein einziger Riesenbärenklau.“ Entlang mancher Straße könne das schon anders aussehen, räumt Breuer ein. Erst im letzten Jahr ist das Stadtgrün-Team massiv gegen den giftigen Einwanderer vorgegangen – etwa entlang der Klöckerstraße. „Da haben wir großflächig links und rechts der Straße abgemäht“, berichtet Klaus Breuer. Auch auf der Wartburginsel etwa breite sich die Pflanze immer mehr aus. Heute finde man den Riesenbärenklau hier und da entlang der Straßen, ebenso an Radwegen. „Die eine oder andere Pflanze dort ist zu vertreten“, meint Breuer, der auch auf die Aufklärung der Bevölkerung im Umgang mit dem gefährlichen Gewächs setzt. Doch der Experte ist überzeugt: „Dieser Pflanze wird man nicht mehr Herr.“