Castrop-Razxel. .

Rosi ist vielleicht nicht das teuerste Pferd, das auf Henrichenburgs Weiden steht. Doch die Shirehorse-Stute ist mit Sicherheit eins der größten. Mit mächtigem Schritt zieht Rosi die Marathon-Kutsche der Familie Pfau durch die Felder. Rosi ist das Aushängeschild der Pferde-Pension, die Oliver Pfau (37) auf dem früheren „Hof zum Berge“ an der Horneburger Straße betreibt.

Das Anwesen knapp hinter dem Bahndamm war schon immer ein Pferdehof. „Hier hat schon Josef Berkel Pferde gezüchtet“, weiß Pensionsbetreiber Oliver Pfau.

In der Tat, der Landwirt hatte hier einst sieben bis acht eigene Reitpferde in der Zucht. Schon mit fünf Jahren hatte Josef Berkel das Reiten gelernt. Später baute er seine Ställe aus und hatte bis zu 45 Rösser unter seinem Dach. „Damals hatte ein Trabrennfahrer aus Düsseldorf bei mir 15 Ställe gepachtet und fuhr von hier aus immer zu den Rennbahnen“, erinnert sich Josef Berkel.

Als ihm die Arbeit „über den Kopf gewachsen“ war, nahm er vor fünf Jahren das Kaufangebot von Oliver Pfaus Vater Heinz gerne an. Der ehemalige Besitzer eines Fitnessstudios musste sein Anwesen an der Rittershofer Straße verlassen und investierte, „zwei Tagesritte entfernt“, stattdessen in den Berkel-Hof.

Während der heute 63-Jährige das 20 000 qm große Anwesen schon als Altersruhesitz betrachtet, packen seine Söhne Oliver und Benjamin (29) kräftig mit an. Der Ältere kümmert sich um seine Pferde-, der jüngere um die Hundepension. Gemeinsam nennen sie sich „Peacock Manor“. Anders als zu Berkels Zeiten nutzen heute hauptsächlich Reiter und Reiterinnen, die keinen eigenen Stall besitzen, „Pfaus Ranch“, so die Übersetzung. „Unsere Kunden kommen aus der gesamten Gegend von Castrop über Datteln bis nach Recklinghausen“, schildert Oliver Pfau.

Für sie ist der Service wichtig. Die Pacht für einen erst vor wenigen Jahren umgebauten Stall kostet 200 Euro im Monat – frisches Brunnenwasser, beheizbare Tränke und eine Trauflüftung, die immer für frische Luft sorgt, inklusive. Außerdem stehen weite Weideflächen zur Verfügung, so dass die Tiere auch immer frisches Futter bekommen. „Schließlich können wir auch mit dem Reitwegesystem punkten, das es hier glücklicherweise gibt“, sagt Oliver Pfau. Über zwei Stunden können die Reiter im Sattel unterwegs sein – und das mitten im Ruhrgebiet.

Der gelernte Kaufmann, der den Nachweis der Sachkunde nach dem Tierschutzgesetz vorweisen kann, kümmert sich fast allein um die elf bei ihm abgestellten Pferde. Er bringt sie abwechselnd auf die Weiden oder auf den Paddock, also die sandige Koppel. Seine Frau Tanja hilft ihm mit, doch derzeit beansprucht Söhnchen Maximilian mit seinen 18 Monaten die meiste Aufmerksamkeit.

„Deshalb bleibt zum Kutschenfahren auch kaum noch Zeit“, bedauert der „Pensionär“. Rosi muss ihre Kräfte meist woanders loswerden.