In Deutschland ist Fracking, die Erschließung von Erdgasvorkommen durch Druck und Chemieeinsatz, bislang gesetzlich kaum geregelt. Experten-Gutachten warnen vor den möglichen Gefahren von Fracking für Trinkwasser und Erdreich. Das erklärt der Gelsenwasser-Vorstandsvorsitzender Henning R. Deters im Interview.
Weshalb ist Fracking so gefährlich für das Trinkwasser?
Deters: Beim Fracking werden Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in Schiefergestein gepresst, um dort eingeschlossenes Gas oder Öl freizusetzen. Dabei werden Chemikalien eingesetzt, die das Trinkwasser verunreinigen könnten. Ungeklärt ist laut des Sachverständigenrats für Umweltfragen auch die umweltverträgliche Entsorgung der anfallenden Abwässer, deshalb lehnen wir als Wasserversorger das Fracking in Wasserschutz- und Wassereinzugsgebieten ab.
Was unternimmt Gelsenwasser, um das Fracking zu verhindern?
Wir machen das Thema sichtbar, gehen intensiv in die Argumentation und berufen uns dabei auf Studien Dritter. Im September 2011 haben wir uns – wie Ministerpräsidentin Kraft jetzt in Kanada – über das Fracking in den USA informiert. In der zweiten Hälfte 2012 haben wir eine Agenda aufgestellt, die zwei Kernaussagen beinhaltet: 1. Wir wissen zu wenig über das Fracking, 2. Fracking trägt nicht zur Energiewende bei. Mit dieser Agenda gehen wir auch in Gespräche mit politischen Vertretern.
Was würde eine industrielle Gasgewinnung für die Region bedeuten?
Eine groß angelegte Ausbeutung von Vorkommen mit der Fracking-Methode wie in Nordamerika wäre in der bevölkerungsreichen Region Rhein-Ruhr nicht möglich. Der Transport von Chemikalien und Sand würde die Region zusätzlich belasten. Ungeklärt ist auch, welche Probleme sich in dem vom Bergbau bereits großflächig ausgehöhlten Untergrund auftun könnten. Es laufen zahllose Pumpen, die den Grundwasserspiegel künstlich absenken. Damit wird Wasser aus der Tiefe ins Oberflächenwasser gepumpt, das im Falle von Fracking eventuell mit Chemikalien kontaminiert werden könnte.
Wäre Fracking unter bestimmten Bedingungen verantwortbar?
Wir lehnen Fracking nicht grundsätzlich ab, aber nach heutiger Technologie und Wissensstand bedeutet diese Gewinnungsmethode eine erhebliche Belastung für die Umwelt. Außerdem lassen sich mit derzeitigem Stand nur rund zehn Prozent der Gasreserven heben, die Ausbeute beim Fracking ist also sehr niedrig.
Würden Sie sich eine Änderung des Bergbaurechtes wünschen?
Das Bergrecht ist uralt und war zu seiner Zeit gut. Mit dem Wiederaufbau der Bundesrepublik gab es lediglich geringfügige Veränderungen. Eine Anpassung an die aktuelle Thematik ist jetzt zwingend notwendig.