Castrop-Rauxel. .

Die eigene Mutter und der eigene Onkel sollen die 17-Jährige ganz massiv unter Druck gesetzt haben. Sie sollen von der Schülerin verlangt haben, sich von ihrem deutschen Freund zu trennen. Wenn nicht: Dann stoße dem Mädchen und ihrem Freund etwas zu, sollen Mutter und Onkel gedroht haben.

Die Staatsanwaltschaft erhob nun Anklage gegen die 39-Jährige und ihren Bruder. Der Vorwurf: gemeinschaftliche versuchte Nötigung. In einem Sechs-Augen-Gespräch sollen sie von der Schülerin gefordert haben, ihre Beziehung zu beenden, ansonsten drohten sie ihr, sie umzubringen und ihren Freund zusammenzuschlagen, so die Staatsanwaltschaft.

Die Verhandlung wird fortgesetzt

„Ich bin an dem Tag nach Castrop-Rauxel zu meiner Mutter gefahren, weil sie Geburtstag hatte“, erzählte die 17-Jährige, die bei ihrem Vater, dem Ex-Mann der Angeklagten, in Herne lebt. „Sie sagte, mein Onkel wolle mit mir reden, woraufhin wir in mein früheres Kinderzimmer gegangen sind.“ Dort kam es dann zu jenem Gespräch, das ihr furchtbare Angst eingeflößt haben soll. „Mein Onkel fragte mich, ob ich so enden wolle wie die Mädchen, die Opfer eines Ehrenmords geworden sind.“

Sie habe gedacht, sie sei im völlig falschen Film. „Ich bin raus aus dem Zimmer und habe auch die Wohnung meiner Mutter direkt verlassen“, sagte die Schülerin und fuhr fort: „Ich habe meinen Vater gebeten, mich abzuholen, habe mich draußen so lange versteckt, bis er kam, weil ich Angst hatte.“ Gemeinsam mit ihrem Vater sei sie schließlich direkt zur Polizei gefahren. Sie erstatteten Anzeige.

„Wir haben mit meiner Tochter gesprochen, weil wir uns um sie gemacht haben“, wies die Angeklagte die Vorwürfe weit von sich. Die 17-Jährige habe oft die Schule geschwänzt. „Und wir hatten den Eindruck, dass das mit ihrem Freund zusammenhing.“ Sie habe ansonsten gar nichts gegen den Jungen, beteuerte die türkischstämmige Frau. „Wir sind eine sehr moderne Familie“, betonte sie, „dass ihr Freund ein Deutscher ist, war mir egal, es ging mir einzig und allein darum, dass sie sich mit der Schulschwänzerei gegenseitig die Zukunft verbauen.“ Auch der Onkel des Mädchens erklärte, dass es ein ganz normales Gespräch gewesen sei. „Wir haben sie nicht unter Druck gesetzt“, so der 48-Jährige.

Der Richter wird die Verhandlung Anfang Juli fortsetzen und dann den Freund der Geschädigten und dessen Eltern anhören.