Castrop-Rauxel. . Markus Lang arbeitet für die Emschergenosenschaft und den Lippeverband im europäischen Netzwerk zum Klimawandel mit.

Schon wieder sagen die Wetterfrösche Regen bei äußerst milden Temperaturen voraus – und das Ende Mai! Ist das jetzt schon Klimawandel oder einfach nur Wetterpech? Gleichviel, das Klima ändert sich merklich: Hitzewellen im Sommer, Stürme wie der Orkan Kyrill oder Starkregen mit Überschwemmungen häufen sich. Der viel berufene Wandel wird spürbar.

Und er macht weder an Städte- noch an Ländergrenzen halt – beispielsweise, wenn ein Fluss nach Starkregen Hochwasser führt. Das hat die Politik erkannt und sich auf eine europäische Anpassungsstrategie an die Auswirkungen des Klimawandels verständigt.

Ein Netzwerk in Nordwest-Europa

Ganz nah dran sind dabei Emschergenossenschaft und Lippeverband, die an einer Vielzahl von Projekten – auch auf europäischer Ebene – beteiligt sind. Markus Lang ist einer der Experten, die im europäischen Netzwerk zum Klimawandel mitarbeiten und den EU-Politikern Empfehlungen zum Handeln vorlegen. Brüssel wurde fast zu seiner zweiten Heimat, jetzt steht das Projekt „SIC adapt“ nach drei Jahren vor dem Abschluss. Gemeinsam mit Klimawandelexperten der sieben teilnehmenden Länder Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg, Frankreich, Großbritannien und Irland hat Markus Lang sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, dass vor der EU unter Federführung von Emschergenossenschaft und Lippeverband mit einer Stimme spricht. „Die Probleme mit den Folgen des Klimawandels sind in den Regionen in Nordwest-Europa überall ähnlich gelagert“, erklärt der Raumplanungs-Ingenieur.

Und in allen Ländern gibt es bereits Instrumente, die als gute Beispiele für Anpassungsmaßnahmen zu bewerten sind, so der Experte. Diese zusammenzutragen, deren Wirkungsweisen auszuwerten und die Ergebnisse als Empfehlungen für politisches Handeln an die Zuständigen um EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard weiterzugeben, ist Ziel des Netzwerkes, deren Koordinator Markus Lang ist. Schon heute müsse über Maßnahmen entschieden werden, die für die Zukunft wichtig seien, so der Experte.

Brüssel, das ist weit weg, die EU erscheint als übergeordnete Instanz. Dabei ändern sich mit dem Klima auch die Lebensbedingungen der Menschen, macht Lang deutlich. Etwa in Städten, die im Sommer schnell überhitzen. Dort wirken sich Gewässer positiv aufs Klima aus, dienen quasi als natürliche Klimaanlage. Um Beispiele dafür zu finden, muss man nicht bis nach Brüssel reisen. Bereits in Rauxel liegt ein Beispiel zu unseren Füßen: Der Deininghauser Bach an der Schulstraße, der naturnah umgebaut wird und innerhalb der Wohnbebauung mittlerweile wieder offengelegt fließt. Das Ergebnis – ein Bach, der mitten durch die Straße fließt – kann sich sehen lassen, im Bereich des Kunoplatzes etwa gibt es an den Stufen zum Gewässer hinunter Sitzmöglichkeiten. Aufenthalts- bzw. Wohlfühlcharakter seien wichtige Aspekte – auch beim Hochwasserrückhaltebecken an der Stadtgrenze zwischen Ickern und Dortmund-Mengede. „Das erfüllt seinen Zweck, wenn es stark regnet und es zu Hochwasser kommen könnte,“ verdeutlicht Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft. Solange das HRB seine originäre Funktion nicht erfüllen muss, dient es als Naherholungsraum. Markus Lang betont mit Blick auf die Castroper Beispiele: „Bei der Planung solcher Projekte ist es wichtig, auch die Anwohner einzubeziehen, denn die wissen viel über ihr unmittelbares Umfeld.“