Castrop-Rauxel. . Beim Nachfolger des Ruhrmarathons mit Start und Ziel in Gelsenkirchen am Sonntag, 12. Mai, sind auch einige Castrop-Rauxeler dabei. Sie erzählen, was sie dazu verleitet, an den Start zu gehen.

„Wer sagt, die Vorbereitung auf einen Marathon macht Spaß, der lügt“, sagt Michael Bergins und lacht. Der 40-Jährige hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten schon ein wenig geschunden, um fit zu sein für das, was ihm morgen bevor steht: 42,195 Kilometer im Laufschritt. Das Training war hart, räumt er ein – zumal bei dem langen Winter. „Ich bin erst zweimal bei Sonnenschein gelaufen“, erzählt der Rauxeler. Wobei ihm am morgigen Marathontag leichter Nieselregen und moderate Temperaturen am liebsten wären. Die Aussichten dafür sind ganz gut.

Unter 3 Stunden 45 Minuten will er bleiben, seine Bestzeit lag bei 3,24. Im Jahr 2007 wollte Michael Bergins zum ersten Mal Marathon laufen, die Idee war in einer Bierlaune geboren worden. Ernsthaft hat sich der Familienvater dann vorbereitet, über ein Dreivierteljahr – und wurde drei Tage vor dem Lauf krank. Sportlerpech! 2009 hat’s geklappt, da ist er den Ruhrmarathon gelaufen. Vier Tage vor dem morgigen Lauf, bei dem Gespräch für diesen Artikel, fühlt sich der 40-Jährige gut. „Diese Woche ist die schönste in der Vorbereitungszeit“, sagt er schmunzelnd. „Ich bin in der Regeneration und erlaube mir auch nochmal eine Pizza.“

Sieben Drei-Stunden-Läufe hat er in den letzten Monaten absolviert, lief 50 bis 60 Kilometer pro Woche. „Dabei kann ich gut abschalten und nachdenken“, sagt der Chemie-Ingenieur. Zur Sicherheit ließ er sich aber auf den letzten 15 Kilometern der Langstreckenläufe begleiten – „man weiß ja nie, ob der Kreislauf mitmacht.“ Mal fuhr sein Vater mit dem Rad nebenher, mal seine Kinder (9 und 7 Jahre alt). Im Ziel wird ihn dann seine seine Frau jubelnd in Empfang nehmen. „Das ist die Belohnung für die Quälerei“, sagt Michael Bergins. Warum er sich das antue? Die ganze Schinderei? „Das ist einfach eine Herausforderung“, sagt Bergins und betont: „Das Laufen macht mir wirklich Spaß.“ Deshalb plant er schon den nächsten Lauf: Fürs kommende Jahr peilt Michael Bergins einen Marathon in einer Großstadt an – vielleicht Berlin?

Rosemarie Bida und Ursula Knepper walken den Halbmarathon

Exakt 21,0975 Kilometer liegen vor ihnen, wenn Rosemarie Bida und Ursula Knepper am Sonntag an den Start gehen. Die beiden Damen – 60 und 70 Jahre alt – walken (also gehen) die Halbmarathon-Distanz. Aus Spaß an der Freude – und doch auch mit sportlichem Ehrgeiz. „Wir mögen dieses Flair von Wettkämpfen“, berichtet Rosemarie Bida.

Beim Ruhrmarathon etwa, da waren sie unter 7000 Läufern – ein tolles Gefühl. Oder in Köln, da sind sie am Rhein entlang gelaufen. „Eine wunderschöne Strecke“, schwärmt Ursula Knepper. Ehrensache, dass sie auch beim Ickerner Volkslauf dabei waren. Die beiden Schwerinerinnen haben das sportliche Gehen schon vor Jahren für sich entdeckt, walken regelmäßig mit ihrer Laufgruppe über alle möglichen Strecken in Castrop-Rauxel. Etwa durchs Grutholz am EvK oder über den Golfplatz in Frohlinde. Zehn bis zwölf Kilometer reißen sie so regelmäßig ab, und das drei Mal in der Woche – bei Wind und Wetter. „Wir waren lange nicht mehr erkältet“, sagt Ursula Knepper.

Ulla Knepper (li.) und Rosemarie Bida (re.) walken den Halbmarathon.
Ulla Knepper (li.) und Rosemarie Bida (re.) walken den Halbmarathon. © Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool

Wenn es nun morgen ernst wird, wissen die beiden Sportlerinnen durchaus, was ihnen bevor steht. „Wir müssen schon mit unseren Kräfte haushalten“, betont Ursula Knepper. Die 70-Jährige hat sich vor dem Lauf ärztlich durchchecken lassen, isst noch ordentlich Nudeln zusätzlich, um genügend Kraftreserven in Petto zu haben. Rosemarie Bida wertet das Unternehmen Halbmarathon nicht ganz so streng. „Wir setzen uns nicht unter Druck und laufen so, wie es unsere Form zulässt“, sagt die 60-Jährige. Einen Vorsatz aber haben sie sich doch gesetzt: Den Zieleinlauf in unter drei Stunden zu schaffen. Die Menge, die die Läufer dann im Ziel begrüßt, die Medaille umgehängt zu bekommen, diese Atmosphäre erleben zu dürfen – das sei der Lohn für ihren Lauf

FNR-Schüler: „Gemeinsam schaffen wir das“

Die roten Lauf-Shirts sitzen schon mal bei den sieben Schülern der Fridtjof-Nansen-Realschule. Die letzte Trainingseinheit war auch erfolgreich. Dann kann ja eigentlich gar nichts mehr schiefgehen, wenn die Schüler von Mareike Braun und Jörg Kleinschnittger am Sonntagmorgen in der Schülerstaffel beim Vivawest-Marathon an den Start gehen. Oder?

„Wir wollen schon gerne gewinnen“, sagt Lucas. Wenn auch etwas zögerlich. Dabei könnte gerade er vor Selbstbewusstsein strotzen, hat er doch vor knapp zwei Wochen den Halbmarathon beim Ickerner Volkslauf in der Altersklasse U20 gewonnen. Und das mit 14 Jahren. „Lucas ist schon der Fitteste von allen“, sagt seine Lehrerin Mareike Braun, die ihre Schüler mehr oder weniger zum Mitmachen anstachelte, als sie immer wieder davon erzählte, dass sie selbst beim Halbmarathon mitlaufen werde. „Irgendwann haben sie mich gefragt, ob sie da nicht auch mitmachen können“, erzählt die Sport- und Mathelehrerin, die sich gleich um die Anmeldungen kümmerte.

Und so werden morgen Vormittag sieben Schüler der Realschule an den fünf Wechselstellen stehen und auf ihren Strecken durch Gelsenkirchen, Essen, Bottrop und Gladbeck, die zwischen 6,4 und 7,6 Kilometer lang sein werden, das Beste aus sich herausholen. Sportlich sind sie jedenfalls alle. „Ich spiele Badminton“, erzählt Frederic. „Und ich Fußball“, sagt Kai. Lilly – das einzige Mädchen in der Gruppe – ist Schwimmerin. „Ich bin gestern zum ersten Mal sechs Kilometer gelaufen“, berichtet Rene stolz vom gemeinsamen Abschlusstraining. Das haben sie nicht etwa im Unterricht absolviert, sondern nach der Schule. Vorbereitet sind sie also bestens, und motiviert sowieso.

Ebenso wie Mareike Braun, die die rund 21 Kilometer nicht alleine zurücklegen muss: „Ich habe meinen Kollegen Jörg Kleinschnittger so lange bequatscht, bis er eingewilligt hat, mitzulaufen“, sagt sie lachend. Nun wollen sie die Strecke in gut zwei Stunden bewältigen. Erfahrung hat Mareike Braun bereits; im vergangenen Jahr lief sie in Berlin den Halbmarathon. Und wer sich so ins Zeug legt, der darf doch bestimmt mit einer guten Sportnote rechnen, oder?

„Das werden wir auf jeden Fall berücksichtigen“, sagt Jörg Kleinschnittger. „So viel Engagement und Einsatz muss belohnt werden.“

Nachmeldungen sind möglich

Am Start- und Zielbereich in Gelsenkirchen Overwegstraße/Ecke Rolandstraße findet am heutigen Samstag, 11. Mai, von 10 bis 19 Uhr die Marathon-Messe statt, auf der auch Nachmeldungen möglich sind. Auch am Sonntag werden von 6.30 bis 9 Uhr (Marathon bis 8.30 Uhr) Nachmeldungen angenommen.

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