Castrop-Rauxel. .

Es ist ein Kreuz mit dieser Kröte. Speziell für die Firma Gamma Test aus Recklinghausen. Sie wollte schon im Spätsommer 2012 den Baubeginn für ihr neues Firmengebäude an der Klöcknerstraße in Ickern feiern. Doch eine große Population von Kreuzkröten hatte sich auf dem Baugrundstück, einer feuchten Wiese im Mittelstandspark Ost, breit gemacht. So musste erst ein neuer Lebensraum für die bedrohte Tierart geschaffen werden, bevor die Bagger anrollen konnten. Doch jetzt hat Firmengründer Freimut Büchel grünes Licht.

Kunststeppe als idealer Lebensraum

Die Natur holt sich die Industriebrachen zurück. Das ist im Ruhrgebiet nichts Neues. Doch auch das aus dem einst verschmutzten Boden der Zeche Victor 3 / 4 gestampfte Gewerbegebiet ist von der Renaturierung betroffen. Die Ursache nennt Herbert Grube, Projektmanager der landeseigenen Firma „NRW.Urban“ (Dortmund). „Wir haben hier den Boden mehrere Meter tief ausgekoffert und dann schichtweise wieder aufgefüllt“, sagt er. „Dadurch wurde der Boden so verdichtet, dass sich das Oberflächenwasser sammelt, aber keine Bäume oder Büsche wachsen. Solch eine „Kunststeppe“, also eine freie, lichte Fläche, ist der ideale Lebensraum für die Kröte.“

Doch nicht nur für sie. Auch der Flussregenpfeifer und der Kiebitz fühlen sich im Mittelstandspark Ost wohl. Gründe also genug, erst für den Erhalt der Tierwelt zu sorgen, bevor die Wirtschaft zu ihrem Recht kommt.

So wurden die Umweltplaner des Büros Hamann & Schulte in Gelsenkirchen beauftragt, für die Kreuzkröten abseits der Gewerbeflächen neue Lebensräume in Form von flachen Teichen oder Pfützen zu schaffen. Für normale Passanten kaum einsehbar, wurden sie auf einer etwas höheren Fläche angelegt. „Die Wiesen werden von einem Wanderschäfer besucht, so dass hier keine Büsche oder Bäume wachsen werden“, sagt Diplom-Biologin Annette Schulte. Sie trug über 200 Kröten von der nördlichen auf die südliche Straßenseite in der Hoffnung, dass sich die Tiere dort heimisch fühlen werden.

Denn sie sollen weder der Firma Gamma Test noch weiteren geplanten Ansiedlungen in diesem Gewerbegebiet im Wege sein. „Denn wir sind froh, solch ein mittelständisches Unternehmen für Castrop-Rauxel gewonnen zu haben“, begrüßte Martin Oldengott, seit kurzem auch Wirtschaftsförderer im Rathaus, den Seniorchef Freimut Büchel (66) gestern bei einem Pressegespräch im Mittelstandspark.

Zwei Millionen Euro investiert „Gamma Test“, eine Gesellschaft für zerstörungsfreie Werkstoffprüfung mit 70 Mitarbeitern, in eine 50 m lange Halle mit Büro sowie eine Fahrzeughalle. Das neue Firmengebäude bekommt ein Regenrückhaltebecken und Pelletheizungen. Für den Herbst ist der Umzug geplant.