Castrop-Rauxel. .

Schwere, graue Wolken am Himmel und Schneeregen. Frühling sieht anders aus - und das bekamen die Macher des Habinghorster Frühlingsfestes zu spüren. Los war nicht gerade viel.

Bei Pfützen in den Schlaglöchern und Dauernieselregen von oben fiel das Frühlingsfest auf der Lange Straße am Sonntag buchstäblich ins Wasser. Viele zuvor vergebene Standplätze blieben leer. Auch die Fußgängerzone zwischen den Fressbuden, Trödel- und Einzelhändlern wollte sich nicht so recht füllen. Lediglich die ehemalige Schlecker-Filiale platzte aus allen Nähten.

„Das ist sehr schade“, findet Annegret Pawlowski, deren Tochter das Friseurgeschäft führt. „Wir gehören einfach zur Lange Straße, da spielt auch das schlechte Wetter keine Rolle.“ Traditionsgemäß verkauft sie bei den Festen auf der Einkaufsstraße Trödelware für den guten Zweck. „Den Erlös spende ich an die gemeinnützige Organisation ,Leben nach Tschernobyl’ in Weißrussland.“

Auch Heidi Lehmhaus lässt sich von Wind und Regen nicht unterkriegen. „Ich hatte die Standgebühr bereits bezahlt“, verrät sie, also habe sie den Versuch einfach gewagt. „Natürlich arbeite ich heute unter erschwerten Bedingungen“, sagt die Verkäuferin von Holz- Korb- und Dekowaren, während sie ihre umherfliegende Ware ständig wieder neu herrichtet.

So viel Durchhaltevermögen wie sie zeigen jedoch nur die wenigsten. Obwohl der Trödelmarkt erst um elf Uhr startet, räumt Suna Bass um halb eins bereits wieder ihren Transporter ein. „Das lohnt sich hier echt nicht“, klagt die Gelsenkirchenerin. Ihr Trödelstand laufe „richtig schlecht“, so dass sie sich den Rest des Tages lieber erspare.

Beatrice Köster findet das schade. Zusammen mit ihrem Mann ist die Dattelnerin extra für das Frühlingsfest nach Habinghorst gekommen. „Früher war hier aber immer mehr los“, bemerkt sie.

Eine echte Motivation, die Lange Straße am Sonntag zu besuchen, fanden lediglich zahlreiche Schnäppchenjäger. Nicht jedoch die angekündigten Trödelstände, sondern der Schlecker-Ausverkauf lockten sie an. Ulrich Breilmann, Besitzer des Ladenlokals der einstigen Schlecker-Filiale, saß bereits seit mehrere Monaten auf Unmengen an Kosmetika, Drogerieartikeln und Krimskrams. Als die Drogeriekette im vergangenen Jahr plötzlich schließen musste, hatten die Schlecker-Mitarbeiter kurzerhand alles stehen und liegen gelassen. Um das Lager und die Verkaufsräume nun zu leeren und die fehlenden Mieteinnahmen zu kompensieren, hatte Breilmann beschlossen, den Laden von Sonntag an nochmals für drei Tage zu öffnen. Bis zum Ausgang zog sich bereits nach wenigen Minuten eine Warteschlange durch das gesamte Lokal.