Castrop-Rauxel. . Heimische Politiker machen mobil gegen eine Privatisierung der Trinkwasserversorgung. Ihre Befürchtung: Steigende Preise und sinkende Qualität.

Die frühere Premierministerin Großbritanniens, Margaret Thatcher, privatisierte während ihrer Regierungszeit Englands Wasserversorger. Mit durchaus verheerenden Folgen: Die Wasserpreise stiegen, die Versorgungssicherheit sank. Und es gibt weitere Negativbeispiele, die deutlich belegen: Eine Privatisierung der Trinkwasserversorgung ist alles andere als im Sinne des Verbrauchers – hohe Preise, niedrige Qualitätsstandards sind vielmehr die Folge.

Dennoch will die EU-Kommission den europäischen Markt liberalisieren. Heißt: Die Vergabe von Dienstleistungskonzessionen zur Wasserversorgung soll künftig europaweit erfolgen. Firmen aus der gesamten EU könnten sich bewerben. Kommunen würden die Versorgung ihrer Bürger womöglich an private, gewinnorientierte Unternehmen verlieren. Trinkwasser könnte somit vom Gemeingut zur Handelsware werden.

Liberalisierung des Wassermarktes

Doch gegen jene neue Dienstleistungsrichtlinie, die Brüssel auf den Weg bringen will, regt sich großer Widerstand. Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes in Europa haben ein Bürgerbegehren gegen die Liberalisierung des Wassermarktes angestoßen. Mittlerweile zählen sie weit über eine Million Unterstützer.

Auch die Sozialdemokraten in Castrop-Rauxel steht hinter der Initiative „Wasser ist Menschenrecht – right2water“. So informierten Parteimitglieder am Samstag auf dem Lambertusplatz über das Ansinnen der EU-Kommission und der damit verbundenen Konsequenzen für den Verbraucher. Zudem sammelten sie weitere Unterschriften gegen die mögliche Privatisierungswelle.

Profit dürfe bei der Trinkwasserversorgung nicht im Vordergrund stehen, betonte SPD-Chef Rajko Kravanja. „Ziel muss es sein, Qualität zu bieten“, fügte er hinzu.

Kommunale Anbieter sind gut

Und SPD-Ratsmitglied Marcus Pelzing pflichtete bei: „Das Verfahren mit kommunalen Anbietern wie Gelsenwasser ist gut und garantiert eben diese Qualität.“ Das Vertriebsgebiet sei klein, das Unternehmen kenne die Strukturen. „Gewinne fließen unter anderem in die Wasseraufbereitung oder werden gespendet.“ Pelzing bezweifelt, dass profitorientierte Firmen, beispielsweise aus dem Ausland, die Verbraucher im Blick haben. Er befürchtet vielmehr, dass durch eine Kommerzialisierung des Trinkwassers die Preise steigen und dann die Wasserleitungen verfallen – ganz so wie in England.