Castrop-Rauxel.. Ein gelungener Leseabend mit Künstler Dieter Grells „Klingschor“ anlässlich der Nacht der Bibliotheken in der gut besuchten Stadtbibliothek.
Nicht gerade wild ging’s anlässlich der Nacht der Bibliotheken in der gut besuchten Stadtbibliothek zur Sache. Doch das machte nichts. „Wir haben hier ein älteres Klientel. Deswegen entspricht unser Lesungsprogramm nicht ganz dem landesweiten Motto ‚Deine Bibliothek – wilder als du denkst‘.
Aber Dieter Grells Hesse-Programm kommt an. Er wird als Künstler sehr geschätzt“, so Bibliothekarin Elisabeth Langohr. Rund 40 Interessierte lauschten Grells Programm „Klingschor“, einem literarischen Genuss, nach Hermann Hesses „Klingsors letzter Sommer“. Die Sitzreihen zwischen Reiseliteratur und historischen Schmökern mussten kurz vor Beginn für die Besucher sogar noch erweitert werden. Leise wurde es im Publikum mit Einsetzen der Programmmusik.
Nach dem frühlingshaften Musikauftakt setzte Grell direkt mit seiner Lesung ein. Künstlerische Elemente aus Hesses Sprache, Musik und Passagen mit eigenen Versen fügte der studierte Germanist und Erziehungswissenschaftler mit bloßen Worten, Wiederholungen und Sprechpausen zu einem gelungenen Literaturerlebnis zusammen. Mit geübter Sprecherstimme füllte er den Raum aus und zog die Zuhörer gekonnt in den Bann einer Reise- und Liebesgeschichte.
Eindrückliche Beschreibungen zwischen Gesamteindruck und einzelnen Details wie etwa den Anblick der gewaltig wirkenden Berge und eines roten Papageis nahmen die Gäste mit auf eine Reise ins italienische Lugano auf den Spuren von Hesse. Grell zeigte auch wie es möglich ist, mit akustischen Mitteln eine Geschichte in den Köpfen der Zuhörer zum Leben zu erwecken: Um dem tragischen Part seiner Liebesgeschichte zwischen der viel jüngeren Sophie und dem unbenannten lyrischen Ich zusätzlichen Ausdruck zu verleihen, setzte er für dialogische Phasen ein Diktiergerät ein.