Pater Jan hielt in seiner letzten Sonntagsmesse eine vieldeutige Predigt. Gottesdienstbesucher waren den Tränen nahe.

Mit Tränen in den Augen nahmen zahlreiche Katholiken an der letzten Sonntagsmesse von Pater Jan teil, in der gleichzeitig goldene Hochzeit eines Ehepaares aus der Gemeinde gefeiert wurde. Angesichts des Streits unter den Seelsorgern konnten Evangelium und Predigt mit den Themen Nächstenliebe, Treue, Achtung und Ehre vielfältig interpretiert werden.

Für viele Gemeindemitglieder muteten diese Worte angesichts der prekären Situation im Pastoralverbund Castrop-Rauxel Nord ironisch an. Ende des Monats werden die beiden Patres Jan und Stefan aufgrund von Unstimmigkeiten mit Pater Zbigniew, so munkelt man in den Gemeinden, den Pastoralverbund verlassen. Pfarrgemeinderatsvorsitzende Sigrid Niehoff legte aus Protest gegen die Versetzung der beiden Patres am Sonntag ihr Amt nieder. Nach der Messe besuchte sie nach eigenen Angaben ihre nunmehr letzte Pfarrgemeinderatssitzung. Zum Thema der Predigt schüttelt sie nur den Kopf: „Dazu fällt mir echt nichts ein.“ Obwohl Pater Jan von der Ehe des Jubelpaares geredet habe, hätten seine Worte auch sein aktuelles Problem gut beschrieben.

Man müsse einander lieben, achten und ehren, um das Glück auf Erden zu finden, hatte er zuvor gepredigt. Sichtlich schwer fällt ihm der Abschied. „Nach eineinhalb Jahren in dieser Gemeinde bin ich dankbar für alles: für die lieben Worte, Gesten und Taten“, bedankt er sich sichtlich bedrückt am Ende der Messe bei den Gemeindemitgliedern der Herz Jesu Gemeinde in Rauxel. „Schade, dass ich schon wieder gehen muss“, bedauert Pater Jan und endet seine kurze Ansprache mit den Worten: „Aber was bleibt mir schon zu tun? Ich sage ein leises tschüss und vergelt’s Gott.“

Einige, vor allem der ältere Kirchenbesucher, kämpfen mit den Tränen. „Mir geht es nach dieser Messe nicht so gut. Ich habe gerade fast geweint“, sagt eine Frau. „Wir haben Pater Jan lieb gewonnen. Es ist schade, dass er weg geht“, schließt sich ihr Monika Warneke an. Auch Ulrich Dörstelmann und Gisela Bressan, beide Mitglied im Pfarrgemeinderat Herz Jesu, bedauern die Versetzung der Patres sehr. Dörstelmann: „Wir haben immer gut mit Jan zusammengearbeitet.“ Vor allem für die Kinder und Jugendlichen in den Gemeinden sei der häufige Wechsel der Ansprechpartner schlecht. „Die jungen Leute sind die Zukunft der Kirche“, findet Dörstelmann.

„Am Samstag hat Pater Jan einen Kindergottesdienst gehalten. Auch den Kindern ist der Abschied schwer gefallen. Viele haben ihn traurig in den Arm genommen“, erzählt Gisela Bressan.