Castrop-Rauxel. . Das Westfälische Landestheater inszeniert Theodor Fontanes Klassiker als Klassenzimmerstückin einer modernen Fassung mit Originalzitaten und mit nur zwei Schauspielern.

Effi Briest ist ein lebensfrohes, junges Mädchen, verträumt und naiv. Als die Eltern einen wohlhabenden Freund als Bräutigam vorschlagen, stimmt sie ohne große Bedenken der Heirat zu – voll romantischer Ideen über die Liebe und das Leben im Wohlstand. Doch nichts kommt so, wie sie es sich erträumt hat. Nach der Hochzeitsreise landet sie in einem alten Landhaus in Hinterpommern. Effi kämpft mit ihrer aufsteigenden Angst. Zumal es in ihrem Haus spukt . . .

Glücksanspruch und Diskrepanzen einer Liebe im 19. Jahrhundert

„Effi Briest“, der Klassiker von Theodor Fontane, ist eine Geschichte über Liebe, Sehnsucht, Glücksanspruch und Diskrepanzen aus dem 19. Jahrhundert, aber vor allem über ein junges Mädchen, das versucht, in einer fremden Welt ihren Platz zu finden. Eine moderne Geschichte über Gefühle und Widersprüche in einer Gesellschaft, die einen oft ratlos lässt.

In der ersten Probe zum Klassenzimmerstück sind die Schauspieler Julia Panzilius und Daniel Printz sowie Dramaturgin Sabrina Ullrich, Regisseur Veit Kassel und Regieassistentin Katharina Flick in die Welt der Effi eingetaucht. „Madonna und Effi Briest, das passt“, so der Regisseur, der auch schon für „Alk. Außer Kontrolle“ verantwortlich zeichnete und dabei die beiden Schauspieler kennenlernte.

Effi ist für ihn in seiner modernen Fassung mit Originalzitaten eine junge Wilde, eine Romantikerin, die in ihren Fantasien lebt, ängstlich aber auch neugierig. Sie ist sehr ambivalent in ihren Gefühlen und Handlungen, schwankt zwischen Kind, pubertierender Jugendlicher und junger Erwachsener hin und her. „Die junge wilde, romantische Effi ist zerrissen zwischen erwachsenen Idealen und kindlichen Träumen.“ In Baron von Instetten, ihrem Ehemann, sieht Veit Kassel den Intellektuellen – kühl, nüchtern und distanziert, einen Karrieristen, der Probleme mit Emotionen hat und Effi mehr als Schmuckstück sieht, mit dem sich schneller bestimmte gesellschaftliche Kreise erschließen lassen.

Ausgangspunkt ist die reale Klassenzimmersituation, in der Tafel, Tische und Stühle den Spielern als Bühnenbild reichen. Zwei Schüler eines Deutschkurses warten auf ihre Lehrerin, Effi Briest steht auf dem Stundenplan, sie beginnen zu lesen und tauchen in die Welt der Protagonistin ein, so will Regisseur Veit Kassel in das Klassenzimmerstück ab 9. Klasse einsteigen.

In den beiden „Schülern“ entstehen Bilder, und daraus wird das Spiel, indem die Schauspielerin (Julia Panzilius) zu einer Effi wird, während ihr Kollege (Daniel Printz) alle anderen Rollen übernimmt, zum Teil in schnellem Wechsel. „So wird das Klassenzimmer zur Bühne und mit ein paar schnellen Handgriffen wird das Schulinventar etwa zur Kutsche.“

Die Schauspieler kommen den jungen Zuschauern so nah, wie sonst selten

Alle Beteiligten der Inszenierung von Effi Briest freuen sich auf die bevorstehenden Proben und die ungewöhnlichen Vorstellungstermine, in der sie den jungen Zuschauern im Klassenzimmer so nah sind, wie sonst nur selten.