Recklinghausen. .

Als erste Stadt im Kreisgebiet schickt sich Recklinghausen an, Mitglied der Kulturloge Ruhr zu werden. Der vor gut zwei Jahren in Essen gegründete gemeinnützige Verein verteilt nach dem Tafel-Prinzip nicht ausgeschöpfte Kartenkontingente für Kulturveranstaltungen an Menschen, die Transferleistungen erhalten oder deren Einkommen unter der Armutsgrenze liegt.

Begeistert von der Initiative ist Kultur-Fachbereichsleiterin Barbara Ehlert-Willert: „Das ist eine vernünftige Idee, der wir uns anschließen wollen.“ Zur Saison 2013/14 werden städtische Veranstaltungen in das Kulturloge-Paket aufgenommen. Alle nicht verkauften Tickets kommen in einen Pool. Vergeben werden sie über die Kulturloge und soziale Einrichtungen wie den Sozialdienst katholischer Frauen. „Wir sind keine Sozialarbeiter“, so Ehlert-Willert. „Und für uns geht es nicht um Fälle, sondern um Besucher wie jeder andere.“

Nur vernünftig sei es aus ihrer Sicht, nicht verkaufte Karten für Theater, Konzerte, Ausstellungen und anderes zur Verfügung zu stellen. „Die Kultur ist unser Kapitel für die Zukunft.“ Es sei nicht einzusehen, dass diejenigen, die aus finanziellen Gründen keinen Zugang dazu haben, grundsätzlich ausgeschlossen werden.

Wie groß das Interesse an Angeboten aus Recklinghausen sein wird, das sei noch nicht ganz klar. „Wir betreten ja Neuland und müssen erst einmal unsere Erfahrungen sammeln.“ Aber es gehe sicher nicht um eine Massenerscheinung.

Die Kulturloge Ruhr ist mittlerweile in einigen Städten – etwa in Bochum oder Essen – vertreten („Ich weiß, dass auch in anderen Städten des Kreises darüber intensiv diskutiert wird“). Insgesamt gut 7000 Tickets für weit mehr als 1100 Veranstaltungen wurden seit 2010 bereits vermittelt.

Für die Idee, die entstanden ist nach der Kulturhauptstadt 2010, wurde der Verein unlängst vom Familienministerium mit der Auszeichnung „Engagement des Jahres“ bedacht. Aus Sicht von Mitbegründerin Antonia Illich ist das ein „großer Ansporn und Motivation, nicht nachzulassen in dem Bemühen, allen Menschen den Zugang zu Kunst und Kultur zu eröffnen“.

Recklinghausen will künftig sein Scherflein dazu beitragen. Dabei richtet sich das Angebot nicht nur an Recklinghäuser. Die Kosten für die Stadt liegen bei 1,20 Euro pro vermitteltem Tickets. Sie werden dem Kulturetat zugeordnet. Der organisatorische Aufwand werde, mit Ausnahme wohl der Einführungsphase, aus Sicht der Fachbereichsleiter gering sein. „Es ist also nur vernünftig mitzumachen“, sagt Kultur-Chefin Ehlert-Willert.

Besucherrückgang bei der Sternwarte

Uneinheitlich ist die Entwicklung der Besucherzahlen in den städtischen Kultureinrichtungen im vergangenen Jahr verlaufen. Während etwa das Ikonenmuseum nach seiner Wiederöffnung im Juni bei einer nur sechsmonatigen Öffnung fast so viele Gäste anlockte wie 2008 (Grafik) und der vergleichsweise moderate Besucherrückgang bei der Kunsthalle ebenfalls auf die Sanierung des Gebäudes zurückzuführen ist, ist der Trend bei Sternwarte und Planetarium deutlich: Er zeigt nach unten.

1700 Besucher weniger als noch 2011 kamen im Vorjahr in die Einrichtung am Stadtgarten. Die offiziell registrierte Gästezahl von 11 300 (geschätzt 14 300) ist die niedrigste seit langem. Von 1997 (11 900) an war sie zunächst kontinuierlich gestiegen, 2003 besuchten noch 17 100 (geschätzt 21 900) Interessierte das Haus zu wissenschaftlichen, kulturellen oder pädagogischen Veranstaltungen.

Zurückzuführen sei die Entwicklung, so Sternwarte-Leiter Dr. Burkhard Steinrücken, vor allem auf einen Rückgang im Bereich der Schulveranstaltungen am Vormittag. Die mit der Umstellung auf die Ganztagsschule verbundene engere Zeitgestaltung an den Schulen könnte nach seiner Einschätzung eine Rolle spielen. Verpufft seien Angebote für den Nachmittagsbereich. Überhaupt könne von einem positiven Effekt der Einführung der Ganztagsschule auf die Volkssternwarte und das Planetarium nicht die Rede sein. „Im Gegenteil: Die Vermutung einer nachteiligen Auswirkung durch die flächendeckenden Einführung des offenen Ganztags im Grundschulbereich steht im Raum.“