Castrop-Rauxel. .
Der Weihnachtsbaum neben dem Altar steht noch. Doch das ist inzwischen der einzige verbliebene Schmuck in der Rauxeler Pauluskirche. Ansonsten blickt man an der Alleestraße auf kalten Stein – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Kirche wird ab sofort nicht mehr geheizt, wird zur „Winterkirche“. „Aus Kostengründen“, begründet Pfarrer Martin Hensel den gar nicht mehr so ungewöhnlichen Schritt. Die Gottesdienste finden ab morgen im Gemeindehaus statt.
Der Spardruck, dem die Kirchengemeinden unterliegen, macht sich mehr und mehr bemerkbar. Die Rauxeler Paulusgemeinde ist schon vor Jahren mit der Castroper Luthergemeinde verschmolzen, die drei Pfarrer halten sonntags jeweils einen Gottesdienst in Rauxel, in Castrop sowie in der Auferstehungskirche in Obercastrop.
Neue Technik für die Pauluskirche
Der Frühgottesdienst um 9 Uhr in der Pauluskirche werde aber in der Regel nur von 20 bis 30 Gläubigen besucht, berichtet Martin Hensel. Es lohne sich einfach nicht mehr, für sie das Gotteshaus im Winter zu beheizen. Bleibt die Heizung kalt, könnten 100 Euro eingespart werden. Das hat das Presbyterium überzeugt.
Zumal die Alternative nicht weit ist. Pfarrer Martin Hensel: „Das Gemeindehaus nebenan wird die ganze Woche über beheizt. Deshalb verlegen wir den sonntäglichen Gottesdienst in den Saal.“ Für die Besucher sei das der gleiche Weg: Vom Haupteingang geht es nach links in die Kirche und nach rechts in den Saal.
Dort hat die Gemeinde inzwischen einen zweiten Altar aufgebaut, mit Kreuz, Kerzen, Blumen und der Bibel. Statt der Kirchenbänke nehmen die Besucher auf Stühlen Platz.
Die „Winterkirche“ im Gemeindehaus wird bis zum Sonntag, 17. März eingerichtet. „Es ist ein eng begrenzter Zeitraum von acht Sonntagen, am 24. März geht es wieder zurück in die Pauluskirche“, kündigt der Pfarrer an, wohlwissend, dass die „Winterkirche“ auch in der Kritik steht.
Doch für das eingesparte Geld kann sich die Gemeinde jetzt ein elektrisches Klavier kaufen, um die Gottesdienste für Schule und Kindergarten zu gestalten. Auch neue Mikrofone, eine Leinwand und ein Beamter werden auf Initiative von Pfarrer Arno Wittekind installiert.
Die beiden anderen Gotteshäuser der Gemeinde bleiben von der „Winterkirche“ verschont. Martin Hensel: „In der Lutherkirche haben wir zu viele Besucher. Und die Auferstehungskirche ist unsere Beerdigungskirche, die deshalb auch immer beheizt werden muss.“
Dass die „Winterkirche“ im März ausläuft, hat noch einen anderen Grund: Wegen des Personalmangels fällt in den Ferien der Frühgottesdienst in der Auferstehungskirche aus. Dann finden sich mehr Gläubige in der Pauluskirche ein – und das Heizen lohnt sich eher.