Castrop-Rauxel. .
Wenn das mal kein Permanent-Kracher ist: Für 1999 sah Nostradamus das Ende der Welt voraus. Und was war? Kein Ernstfall weit und breit. Doch nach dem Weltuntergang ist bekanntlich vor dem Weltuntergang und der steht für den morgigen Donnerstag 21. Dezember 2012, auf dem Programm.
Der in Habinghorst ansässige Verein „Save the planet“ ist nicht nur für Kultur zuständig, sondern auch für Sorgen und Ängste der Bürger. Folgerichtig feiert er morgen den vermeintlichen Weltuntergang mit einer Weltübergangsparty im beliebten Wurstküchen-Territorium.
„Ich stamme noch aus der ,we shall overcome’-Zeit“, sagt Franz Niewelt fröhlich, gibt sich gnadenlos positiv gestimmt, überlebenswillig und öffnet die Tür zum Innenhof an der Hugostraße 19. Noch sieht nichts dort nach einer Alien-Ankunft aus. Im Gegenteil, es ruft eher nach Aufräumen. Das wird denn auch heute geschehen. „Wir arbeiten hier just in time“, sagt der 62-Jährige, ein Habinghorster Urgestein.
Relikt aus Zeiten des Arbeitskampfes
Mittig steht jedenfalls schon der Feuerkorb, ein historisches Relikt aus den Zeiten des Arbeitskampfes in Rheinhausen. Hier brennen morgen die Scheite, auf dass den Gästen in kalter Nacht mächtig warm wird. 33 Jahre arbeitete Niewelt in der Drogenberatung, ab 31. Dezember ist er in Rente, bleibt aber weiterhin eine treibende Kraft beim Kulturverein. Der Mann hat viel gesehen - auch Weltuntergangsvisionäre. „Ich kenne Leute, die dieses Datum seit Jahren im Kopf haben. Es bewegt diese Menschen tief.“ Mit der „Überlebensparty“ will er ihnen einen Platz des Austauschs bieten. „Sie können hier ein Gesprächsforum finden. Hier werden sie nicht belächelt, als Spinner dargestellt, sondern ernst genommen.“ Gemeinsam werde man am morgigen Abend positiv nach vorne gucken und schauen was kommt. Getreu dem Motto: Du bist nicht alleine. Der Abend, garantiert ohne maya-spezifisches Essen, dafür mit angemessener Musik aus der Konserve, soll ein Abend des Austauschs werden, um in der Folge „ein neues Zeitalter“ zu begrüßen. „Die Welt geht nicht unter“, verspricht Niewelt, der hofft, dass Untergangsgläubige die Veränderungen, die das Leben nun mal so mit sich bringt, annehmen. „Die Welt geht nicht unter, man muss nur die Sichtweise ändern.“
Deshalb setzt er darauf, dass das Datum dem einen oder anderen Weltuntergangsdenker „einen Schub gibt, sich positiv in das Weltgeschehen einzubringen“. Niewelt selbst sieht sich als Zuhörer, als Helfer, so wie er es all die Jahre als Drogenberatungsstellen-Chef getan hat. „Ich bin nicht empfänglich für Verschwörungstheorien und Apokalypse, das würde mich in meiner Aktivität lähmen.“ Er nimmt die Sache vielmehr mit Humor. So erhalten Gäste aus Guatemala und Mexiko ein Begrüßungsgetränk und ein Care-Paket. Freier Eintritt gilt für alle. Am 22. Dezember sehe man sich im übrigen eh wieder, dann geht’s ans Aufräumen. Und die Aliens? „Eine Landeerlaubnis für Außerirdische konnten wir nicht erwirken. Wenn die kommen, dann landen die auch ohne Genehmigung.“