EUV muss mit acht Firmen über die Entsorgung von Altpapier verhandeln, sie anteilig ihres Proporzes bezahlen und monatlich abrechnen. Hoher logistischer Aufwand

Welche Logistik hinter der Abfuhr der blauen Tonne steckt, das bekommt der Castrop-Rauxeler im Normalfall gar nicht mit. Foto: Joseph-W. Reutter
Welche Logistik hinter der Abfuhr der blauen Tonne steckt, das bekommt der Castrop-Rauxeler im Normalfall gar nicht mit. Foto: Joseph-W. Reutter © WAZ

Einfach ist anders: Hinter der ´mal eben in die Altpapiertonne entsorgten kleinen Pappschachtel der Firma xy steckt für den EUV eine immer größere logistische Herausforderung. Mit acht unterschiedlichen Firmen muss der stadtei-gene Betrieb zurzeit verhandeln, um die weitere Verwertung kostengünstig hinzubekommen.

400 000 Euro beträgt der Etat im Haushalt des EUV, der für den Posten Altpapier eingesetzt wird. Im letzten Jahr konnte das Team um EUV-Chef Michael Werner noch einen Gewinn von 40 000 Euro erwirtschaften. "Das Ergebnis", so Werner, "werden wir nicht halten können". Denn einerseits sei der die Kartonagen aufkaufende Markt in Indien und China komplett weggebrochen. Dadurch seien die Preise für den "Müll" in den Keller gegangen. Andererseits drängten immer mehr Firmen, auf den Markt, die Lizenzverträge haben und das Recycling für bestimmte Firmen erledigen. "War es 1993 noch eine Firma, so sind es jetzt acht Betriebe", so Werner.

Mit denen der EUV über Konditionen verhandeln muss. "Das ist die freie Marktwirtschaft", sagt Werner. Zum Hintergrund: Die Firmen verhandeln mit verschiedenen Herstellern und bekommen von denen Lizenzen, ihre Kartonagen zu recyceln. Anhand dieser Lizenzen können Marktanteile ausgerechnet werden. Erteilt das Bundesumweltministerium der Firma darauf die so genannte Freistellung für ein bestimmtes Gebiet, müssen die Kommunen mit den Firmen entsprechend ihres Marktanteils in der Region zunächst über Preise verhandeln, und letztendlich auch mit ihnen abrechnen. "Das ist ein hoher administrativer Aufwand hinsichtlich der Leistungsdokumentation und monatlichen Abrechnung", sagt Werner.

Da alle acht Firmen zum Jahresende die bestehenden Verträge gekündigt haben, verhandelt der EUV momentan. Dabei setzen die Firmen - im Blick auf den wegbrechenden Markt - die Kommunen unter Druck. Frei nach dem Motto: "Du darfst für uns fahren, aber nur zu unseren Konditionen", berichtet Werner.

"Wir haben aber keine Alternative", erläutert der EUV-Chef. "Sollen wir den Leuten sagen: Schmeißt euer Papier in die Restmülltonne und wir lassen es wieder verbrennen?" Das ginge unter Umweltaspekten gar nicht. Außerdem habe der Gesetzgeber einen so genannten Einigungszwang vorgeschrieben. "Wir müssen weiter unsere Touren fahren, im Zweifel auch für weniger Geld", sagt Werner. Einsparpotenziale gebe es nicht, denn z.B. die Fahrzeuge könnten nicht vergrößert werden. "Freie Marktwirtschaft ist nicht immer lustig", resümiert Werner.