Pascal, seit nunmehr zehn Jahren geoutet, hat sich bereits eingehende Gedanken über das HI-Virus gemacht: „Ich habe mich damals von meiner Schwester darüber aufklären lassen“, berichtet der 26-Jährige. Sicherheit sei schließlich wichtig. Mit Vorurteilen habe der Bankangestellte nur selten zu kämpfen. In seinem Freundeskreis sei seine Homosexualität gar kein Thema: „Nach meinem Outing hat mir lediglich eine Person den Rücken gekehrt und mir offen gesagt, er könne damit nichts anfangen“, erinnert er sich. „Für alle anderen ist es nichts Wildes, dass ich mit einem Mann zusammenlebe.“ Natürlich gebe es immer den einen oder anderen, „der denkt, nur weil ich schwul bin, will ich sämtlichen Männern an die Wäsche. Das ist aber Quatsch“, lacht Pascal.

„Jeder sollte sein Leben so leben können, wie er es möchte.“ Mit Rücksicht und Respekt voreinander funktioniere das erfahrungsgemäß ganz gut, meint Pascal. Dazu zähle auch, Schwule nicht abzustempeln. Da von den etwa 73 000 HIV-Infizierten oder Aids-Kranken in Deutschland rund 59 000 männlich und davon 46 500 homo- oder bisexuell seien, täten dies leider einige Leute.

Eben diese Botschaft von Respekt, Vorsicht und Rücksichtnahme möchte auch Markus Chmielorz, Leiter der Rosa Strippe in die Welt tragen. Mit Aids-Schleifen als Zeichen der Solidarität und Infoheftchen zum Thema HIV informierte er am Samstagvormittag Passanten am Münsterplatz über den Welt-Aids-Tag am 1. Dezember. „Wir möchten den Leuten die Angst nehmen“, erklärt Chmielorz. Viele Menschen wüssten auch heute noch nicht darüber Bescheid, dass das Aids eine sexuell übertragbare Krankheit sei. „Darum ist es im Alltag eher unwahrscheinlich, sich anzustecken.“

Die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA) stelle den Welt-Aids-Tag jedes Jahr unter ein Motto. In diesem Jahr lautet es: „HIV-positiv und mitten im Leben.“. „Damit wollen wir uns vor allem der Frage widmen, wie erkrankte Menschen gut integriert werden können“, sagt Chmielorz. Die Bundesweite Plakataktion der BZgA rufe zu mehr Akzeptanz auf. „Häufig haben HIV-Infizierte, die offen mit ihrer Krankheit umgehen, Probleme, einen Zahnarzt zu finden oder erfahren Ablehnung im Freundeskreis“, nennt der Diplompädagoge Beispiele aus seinem Arbeitsalltag.

Als psychosoziale Beratungsstelle für Lesben, Schwule und deren Angehörige unterstütze die Rosa Strippe, ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Bochum, Infizierte auch dabei, mit der Nachricht klarzukommen. „Wir versuchen, den Betroffenen den ersten Schock zu nehmen und leiten sie unter anderem an Selbsthilfegruppen weiter.“ Neben der konkreten Hilfe für Erkrankte habe sich die Rosa Strippe auch die Aids-Prävention zur Aufgabe gemacht.

Trotz aller medizinischer Fortschritte dürfe die Präventionsbotschaft nämlich nie untergehen: „Aids ist nach wie vor eine unheilbare, tödlich endende Krankheit.“