Ein Dutzend Schüler machte bei einer Aktion von Terre des Hommes mit. Sie putztenund Autoscheiben für eine kleine Spende. Der Erlös ist für Kinder in Not.

Es ist schon erstaunlich, mit welchen Ausreden sich Bürger davonschleichen, wenn es um Kinder in Not geht. Andere machen gleich einen großen Bogen um das Dutzend Aktivisten in der Innenstadt. Kinder- und Jugendparlamentsmitglieder verwandelten sich gestern in Straßenkinder, um auf die bittere Situation von Mädchen und Jungen in anderen Ländern aufmerksam zu machen. So wie diese putzten auch sie Schuhe von Erwachsenen, machten Autoscheiben sauber und verkauften Blumen und Streichhölzer auf der Straße.

„Keine Zeit“, sagt ein Frau in einem weißen Ford, der ein Quartett auf dem Marktplatz mal eben die Windschutzscheibe putzen möchte. Noch besser: „Mein Kind sitzt im Auto, das könnte Angst bekommen.“ Oder ganz einfach: „Lasst das sein“: So schafft sich das Rentnerpaar die engagierte Truppe vom Hals.

„Es ist gar nicht so einfach, ‘Opfer‘ zu finden“, sagt Carolin Wentzke vom KiJuPa. Aber auch das ist ja ein Ziel der Aktion für Kinder in Not, 100 Millionen leben weltweit auf der Straße: „Auch unsere Kinder sollen lernen, wie hart es ist, ein bisschen Geld auf der Straße zu verdienen, um damit seinen eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können“, erklärt die 19-jährige Mitstreiterin.

Längst nicht jeder macht mit

Schließlich finden die Vier aber doch einige „Opfer“, die mitmachen. Wie Jürgen Klimm, der sich die Scheiben seines kleinen Smarts sauber machen lässt. Obwohl sie es eigentlich gar nicht nötig hätten. „Ich finde die Aktion gut“, sagt Klimm, der selbst auf Reisen schon viel Elend gesehen hat. Celine Mäder (11) ist froh, dass sie nur eineinhalb Stunden Scheiben waschen muss und nicht Tag für Tag, wie arme Kinder weltweit: „Ich bräuchte wohl ziemlich lange, um mich daran gewöhnen zu können“, sagt die Schülerin.

Ein wenig weiter lässt sich der Obmann des Kinderparlamentes, Horst-Eberhard Kurrek, seine schwarzen Schuhe wienern. „Ich mache das nur, um diese Aktion von Terre des Hommes zu unterstützen. Normalerweise würde ich mir niemals von Kindern die Schuhe putzen lassen. Das ist doch unerträglich“, sagt der Kommunalpolitiker.

Kinder, die kein eigenes Zuhause haben, auf der Straße leben müssen, die keine Chance zur Schulbildung haben, geschweige denn zu einem Arzt gehen zu können, so etwas gibt es nicht nur in fernen Ländern: „Ich habe auch schon Kinder in Berlin gesehen, die an der Ampel standen und Autoscheiben putzten“, macht Kurrek deutlich.