Castrop-Rauxel. . Passend zu Halloween starten wir unsere Serie mit schaurigen Geschichten aus der Vergangenheit von Castrop-Rauxel.

Gruselgeschichten sind faszinierend. Seit vielen, vielen Jahren erzählen die Älteren sie den Jüngeren, um sie zu erschrecken. Am liebsten, wenn es dunkel ist, wenn draußen der Wind schaurig durch die Äste einer alten Weide weht und irgendwo eine Holztür knarrt. Wenn eine Geschichte dann noch mit dem Satz „und heute steht da … “ enden kann, dann ist der Nervenkitzel besonders groß, die Geschichte besonders gut.

Auch in Castrop-Rauxel erzählte man sich solche Schaurigkeiten. Zum Beispiel die Geschichten vom Berggeist, der verfluchten Burg oder dem ungeklärten Mord im Castroper Holz.

In dieser Serie wollen wir in lockerer Folge einige solcher Geschichten – ob bewiesen oder nicht – vorstellen, nacherzählen und den ein oder anderen Schauer über den Rücken jagen.

Vom hungrigen Wanderer

Egon Heist ist ein mutiger Mann. Als Mitglied des Arbeitskreises für Stadtgeschichte beschäftigt er sich mit Gruselsagen. Er hält fest, was schon die Generation seiner Großmutter gruselte. Als „Gute-Nacht-Geschichte“ eignen sich die Erzählungen weniger. Eigentlich gar nicht. Wer hier kein mulmiges Gefühl bekommt, der genießt wohl auch das Geräusch vom Zahnarzt-Bohrer.

Dennoch sind Heists Geschichten wunderschön, erzählen eine andere, verfluchte Vergangenheit von Castrop-Rauxel und Umgebung. Heimatkunde der etwas, nein, der völlig anderen Art. Was für ein mystischer Ort wäre die Stadt geblieben, gebe es die Logik nicht?

So weiß die Mystik zum Beispiel auch einen Grund dafür, warum die Emscher heute kein klares, fischreiches Gewässer mehr ist.

Denn vor langer, langer Zeit ging ein Wanderer am Flussufer entlang. Als er Hunger bekam, sprach er einen Fischer an, der gerade ein volles Netz aus dem Wasser zog. Er bat ihn um einen Fisch – Gotteslohn, da er arm war und nicht zahlen konnte. Doch der Fischer blieb hart: „Von Gotteslohn kann ich mir nichts kaufen, scher dich zum Teufel.“ Darauf erhob der Alte seine Stimme: „Verflucht sollst du sein und der Fluss. Zur Strafe für deinen Geiz soll das Wasser des Flusses schwarz und bitter wie Galle werden. Alle Fische werden sterben und deine Nachkommen werden die Emscher meiden wie Gift!“

Der Fischer spürte einen kalten Windzug. Als er sich umdrehte, war der Mann verschwunden...

Und heute? Zwar stinkt die Emscher nicht mehr so wie in den 1980er Jahren, aber Fische sucht man noch vergeblich.

Ein diabolisches Lachen sei gestattet. Sind es doch gerade Flüche, die Gruselgeschichten Gehalt verleihen, die Unheilvolles noch unheilvoller machen. So soll nicht nur die Emscher einem Fluch zum Opfer gefallen sein, auch ein großes Gut nahe dem Hebewerk, in der Waltroper Gemarkung Oberwiese.

Dort lebte einst ein wohlhabender Bauer. Als er im Sommer eine hervorragende Ernte erwartete, sich aber ein Unwetter ankündigte, wollte er diese schnell einfahren. So verlangte er von seinen Mägden und Knechten am heiligen Sonntag zu arbeiten. Doch sie weigerten sich, waren sie doch gottesfürchtig und wollten zur Kirchen nach Leveringhausen. Der Bauer war verärgert: „Mit unserem Herrgott will ich wohl fertig werden. Mein Weizen ist mir wichtiger!“

Als das Gewitter kam, ertönte plötzlich eine Stimme: „Verflucht sei dieses Haus mit allem, was drinnen ist. Versinken soll es im Erdboden. Auf ewig verdammt soll diese Stätte sein, gemieden von Mensch und Tier.“

Der Himmel wurde schwarz und mit Blitz und Donner verschwand der Hof im Erdboden.

Und heute? Heute ist an der Stelle in Waltrop ein Tümpel, die „schwarze Kuhle“ zu finden. Er soll den versunkenen Hof verbergen…