Castrop-Rauxel. .
„Wir können uns nicht bis ins Letzte schützen. Aber wir werden noch mal Gespräche aufnehmen, ob wir bei uns etwas ändern müssen.“ Das Attentat im Jobcenter in Neuss am Mittwoch hat auch Wolfgang Limberg, Leiter des hiesigen Centers, alarmiert. Denn der Tod der 32-jährigen Arbeitsvermittlerin wirft auch im Rathaus Fragen nach Sicherheit und Umgang mit den Kunden auf.
Eins vorweg: Ein Alarmsystem für den Fall, dass ein Besucher des Jobcenters bedrohlich aggressiv wird, gibt es auch im Haus der Vestischen Arbeit am Europaplatz. „Die Alarmierung über eine Sicherheitstaste ist Standard“, sagt Wolfgang Limberg. Allerdings schränkt er auch ein: „Bisher ist sie nur bei einem Fehlgriff betätigt worden, aber nicht im Alarmfall.“ Dann würden, so erläutert Pressesprecher Martin Linkemann (Recklinghausen), sieben Kollegen in unmittelbarer Umgebung informiert, um zur Hilfe eilen zu können.
Zur Sicherheit tragen auch dieständig geöffneten Türen bei
Zur Sicherheit trage auch die Anordnung der Büros im Castrop-Rauxeler Jobcenter bei. Jeder Raum habe drei ständig geöffnete Türen, so dass man bei Betreten durch die gesamte Abteilung blicken könne. Das erhöhe ebenfalls das Sicherheitsgefühl. Praxis sei es zudem, Gespräche unter vier Augen zu vermeiden, erläutert Pressesprecher Martin Linkemann.
Einen wichtigen Raum nimmt auch das Deeskalationstraining, begleitet von der Polizei, ein. Anfang des Jahres hatten sich 30 Mitarbeiter, auch aus anderen „publikumswirksamen“ Bereichen der Verwaltung, freiwillig in der Agora aufklären lassen, wie sind mit schwierigen Kunden umgehen sollen. „Es ist aber nicht unser Ansatz, dass wir Angst hätten vor unserem Publikum“, sagt Wolfgang Limberg. Gleichwohl sei für einige junge Kollegen „das ein oder andere neu“ gewesen. Im kommenden Winter soll das Deeskalationstraining wiederholt werden.
Und nicht zuletzt solle auch der Ablauf in der Behörde dazu beitragen, angespannte Nerven der Besucher nicht noch mehr zu strapazieren. „Unser Ansatz ist es, nach Termin zu arbeiten. Deshalb gibt es bei uns im Hause auch keine Warteschlangen“, sagt Wolfgang Limberg.
Das alles reiche natürlich nicht bei einem entschlossenen Gewalttäter. „Wenn jemand, der nett aussieht, aber vollbepackt mit Waffen in eine Schule geht, kann man das auch nicht verhindern.“