Schüler des Adalbert-Stifter-Gymnasiums sind gleichermaßen erschütter und beeindruckt von der Geschichte des Juden, der den Holocaust in der Uniform der Nazis überlebte.µ

Als Sally Perel seinen Vortrag beendet, ist es still in der Aula des Adalbert-Stifter-Gymnasiums. Totenstill. Man könnte die berühmte Stecknadel fallen hören. Dann folgt der Applaus; erst zögerlich, dann begeistert.

Die Schüler und Lehrer sind sichtlich beeindruckt von den Geschichten des „Hitlerjungen Salomon“, brauchen einige Minuten, um sich wieder zu sammeln. Dann bilden sie eine lange Schlange vor dem Rednerpult, um das Buch des 87-Jährigen signieren zu lassen. „Alles Gute“ wünschen sie ihm, dem Zeitzeugen, der als Jude den Holocaust überlebte, weil er sich als Nazi tarnte und in die Hitlerjugend eintrat. Wie er schaffte, nicht aufzufliegen, welche unfassbaren Dinge er erlebte und wie er sich von seinen Eltern verabschieden musste, das alles hat Sally Perel viele Jahre nach dem Krieg, als er längst schon in Israel wohnte, aufgeschrieben. 1992 erschien sein Buch „Ich war Hitlerjunge Salomon“. Seitdem ist er jedes Jahr in Deutschland auf Lesereise, besucht vor allem Schulen. Um zu mahnen und zu warnen.

Sally Perel wird nicht müde

Vor rund einer Million Schüler, so schätzt Perel, hat er bereits gesprochen. „In gewisser Weise ist es eine Mission“, erzählt Sally Perel. „Ich fühle mich wie ein Wächter vor dem Tor, der davor warnt, dass so etwas nie wieder passieren darf.“ Seine Botschaft an die jungen Erwachsenen: „Ihr seid jetzt die letzten Zeitzeugen, gebt diese Geschichten als Warnung weiter.“

Es scheint, als ob dieser Appell ankommt. „Man hat ja schon von vielen Zeitzeugen gehört, aber so eine Geschichte einmal persönlich erzählt zu bekommen, berührt einen noch mehr“, sagt Schülerin Sabrina Kraft. Die Geschichte von Sally Perel beginnt in Peine, seinem Geburtsort, erzählt von seiner Flucht in den Osten, seiner Rückkehr ins Nazi-Deutschland und seiner Zeit als Hitlerjunge Josef Perjell. Als er als Jude in der Hitlerjugend-Schule war und stündlich befürchten musste, aufzufliegen.

Sally Perel wird nicht müde, diese Geschichte wieder und wieder zu erzählen. „Wenn ich merke, ich kann nicht mehr, werde ich aufhören. Aber so lange möchte ich aufklären.“ Die Jugend müsse lernen, friedlich zusammenzuleben und begreifen, dass Ausländer nicht diskriminiert werden dürfen. Nur so könne man friedlich miteinander leben. Die neuen Zeitzeugen scheinen zu begreifen, die Schlange vor dem Rednerpult will und will kein Ende nehmen.