2000 Zuschauer waren bei der Solidarfonds-Party für den guten Zweck im Parkbad Süd dabei.Graham Bonney sang die „333“, Chris Roberts „Du kannst nicht immer 17 sein“.

Da steht er vor dem Parkbad Süd, der König von Mallorca ist eingetroffen. Mit wallender Mähne wie eh und je und im schneeweißesten Anzug, den man sich vorstellen kann. In respektvoller Distanz hat sich eine Abordnung des weiblichen Geschlechts aufgebaut und aufgebrezelt. Noch schnell ein Autogramm erhaschen, bevor der Schlagerstar in den ViP-Bereich verschwindet.

Die Solidarfondsparty bietet so ziemlich alles auf, was in der Szene der seichten Musik aktuell ist und schon seit Jahrzehnten über WDR 4 rauscht. Jürgen Drews sieht man seine 67 Lenze nicht an, auch aus nächster Nähe nicht. Er scherzt, verbreitet seine Dauer-Gute-Laune, obwohl er gerade aus Berlin von der Carmen-Nebel-Gala kommt und sich hinterm Parkbad noch kurz etwas aufs Ohr gehauen hat. Ein Bett am Parkbad und ausnahmsweise mal nicht im Kornfeld. Drews wird später das Publikum im leeren Pool zum Brodeln bringen, bevor es beim Top-Act, dem Wendler, völlig überkocht.

2000 Schlagerfans habe sich zum Musik-Marathon eingefunden, wollen Olaf Henning sehen, nehmen aber auch Michael Wurst, Fränzis Ka, die Cappuccinos und Lisa-Mareen mit, die die Schlagergemeinde auftauen, langsam auf Touren bringen, bevor es Chris Roberts dämmert, dass man nicht immer 17 sein kann. Aber mit seinen 66 Jahren dürfte er von einem anderen Oldtimer der deutschen Schlagerbranche ja wissen, dass das Leben jetzt erst richtig losgeht, sogar mit Sahne. Und schließlich ist Chris Roberts immer noch verliebt in die Liebe. Viele Gäste sind nicht zum ersten Mal hier im Parkbad Süd, wo es die Solidarfondsparty schon seit 1989 gibt. Wie Margit (49). „Ich komme schon zum vierten Mal, einfach weil die Stimmung hier immer super ist.“ Andrea (53) aus Herne und Sabine (48) aus Castrop-Rauxel sind zum ersten Mal dabei, gleich wollen sie „ein Sektchen“ trinken, damit sie richtig in Schwung kommen.

Für den Rest sorgt derweil Graham Bonney, der in den vergangenen 40 Jahren auch nicht mehr gewachsen ist und schon damals einigen Damen zu tief in die Augen geschaut haben will, zumindest musikalisch gesehen. Das müsse 1946 gewesen sein, meint er. Doch so alt wie er glaubt, sind seine Fans gar nicht. Als er fragt, wer denn über 40 sei, zeigte jedenfalls kaum jemand auf.

Wie oft der Mann auf der Bühne, der sich im Parkbad wie in einer „großen Badewanne“ fühlt, in seiner Laufbahn wohl schon die 333 gewählt hat seit März 1969, als er seinen Hit landete? „Wer damals gesagt hätte, das ich die 333 im Jahr 2012 in Castrop-Rauxel singe, hätte ich das nicht geglaubt.“ Derweil findet sich auch Guildo Horn mit seiner ewigen Sonnenbrille über dem schütteren Haar im ViP-Berich ein und trinkt Mineralwasser ohne Nussecken. Ein Flugzeug fliegt über das Parkbad in den Sonnenuntergang. Viele schauen verträumt in den Himmel. Graham Bonney singt gerade etwas über „West Virginia“. Mehr auf Seite 4