Castrop-Rauxel . Der niederländische Autor Lutz van Dijk war zu Gast in der Janusz-Korczak-Gesamtschule.Er erzählte über sein Projekt im südafrikanischen Kapstadt.

„Die Kluft zwischen Arm und Reich, das Thema HIV und Aids sowie Fußball als Hobby junger Menschen in aller Welt sind pädagogisch wichtige Themenfelder, die wir mit unseren Schülern behandeln möchten“, sagt Uwe Pfromm von der Janusz-Korczak-Gesamtschule. Aus diesem Grund habe die Fachkonferenz Deutsch beschlossen, den Roman „Themba“ in den Stoff der neunten Klassen zu integrieren. Aufgrund von Pfromms persönlichem Kontakt zum niederländischen Autor Lutz van Dijk hatten die Jugendlichen am Dienstagmorgen die Möglichkeit, mit ihm persönlich über sein Leben und seine Arbeit im südafrikanischen Kapstadt zu sprechen.

„Ich bin vor elf Jahren von Amstersdam nach Capetown, so heißt Kapstadt auf Englisch, gezogen, um den Kindern dort zu helfen“, berichtet er. „Zehn Prozent der 14- und 15-Jährigen in Südafrika sind mit HIV infiziert. Weil die Krankheit unheilbar ist, sterben auch viele Eltern an den Folgen von Aids, weshalb viele junge Leute allein auf der Straße leben müssen“, fährt er fort und zählt die Folgen der Obdachlosigkeit auf. Viele Aidswaisen müssten klauen oder sich prostituieren, um über die Runden zu kommen. Die Gesamtschüler schweigen betroffen. Obwohl sie sich bereits beim Lesen von van Dijks Roman mit dem Leben afrikanischer Kinder beschäftigt haben, scheinen sie überrascht über seine Worte zu sein. Ihre Mienen hellen sich jedoch auf, als van Dijk ihnen sein Projekt „Hokisa“, Homes for kids in South Africa, vorstellt.

Gemeinsam mit südafrikanischen Freunden eröffenete er im Jahr 2002 ein Kinderhaus für jene, die ohne diese Hilfe nicht überleben würden. „Die Kinder und Jugendlichen leben bei uns, bekommen Kleidung, Essen und Medikamente“, so van Dijk. Jeder der jungen Menschen habe seine ganz persönliche Geschichte - einige davon hat er in seinen Büchern niedergeschrieben. Themba, der Romanheld des gleichnamigen Werkes, heißt im wahren leben Sabata und ist einer der jungen, denen Hokisa vermutlich das Leben gerettet hat. Van Dijk: „Themba ist Fußballspieler für die südafrikanische Nationalmannschaft. Am Tag seines ersten Spieles erfährt er, dass er HIV positiv ist. Im Roman geht es darum, wie er mit dieser neuen Situation umgeht.“ Ob Sabata auch für die Nationalmannschaft spiele, fragt einer der Schüler. „Nein, aber er ist passionierter Hobbyfußballer“, erzählt van Dijk. Sabata arbeite mittlerweile als Altenpfleger. Dennoch bliebe die Botschaft die selbe: mit Hilfe von ausreichender Unterstützung und medikamenteller Versorgung könne man trotz HIV ein gutes Leben führen. „Ebendas möchten wir den Kindern im Hokisa ermöglichen.“ Die Castroper Jugendlichen sind sichtlich beeindruckt von seinem Engagement.

Wie er überhaupt dazu gekommen sei, nach Kapstadt zu ziehen, möchten sie wissen. „Ich wollte einfach helfen“, antwortet der einstige Sonderschullehrer. Ursprünglich sei das Projekt auf zwei Jahre angelegt gewesen, mittlerweile läuft es im elften Jahr. Vor kurzem konnte die gemeinnützige Organisation sogar ein zweites Kinderhaus bauen, um noch mehr Aidswaisen helfen zu können, berichtet er zufrieden. „Wir gehen da nicht mehr weg“, sagt er entschlossen. Auch weiterhin möchte er all die Geschichten, die das Leben im Kinderhaus schreibt, in die Welt hinaustragen.

So unterstützte er im vergangenen Jahr einen der Jugendlichen im Kinderhaus dabei, seine Lebensgeschichte publik zu machen. „Niemand wird mich töten“ ist inspiriert vom Tod eines Freundes des mittlweile 19-jährigen Autors Mbu Maloni. Van Dijk: „In der Trauerrede für seinen besten Freund, der in einem Kampf zwischen zwei Straßenbanden ums Leben kam, sagte Mbu: ‘Wir stinken, weil wir uns nicht waschen können. Wir stehlen, weil wir nichts zu essen haben. Und trotzdem sind wir alle wertvolle Menschen.’“ Diese Worte hätten die anderen Kinder im Township so sehr ermutigt, dass sie ihn immer wieder gebeten hätten, sie niederzuschreiben. „Als er mich fragte, ob ich ihm dabei helfen würde, ein Buch zu erarbeiten, war ich anfangs skeptisch, stimmte aber zu.“ Letztendlich sei das Werk ein voller Erfolg geworden, der hoffentlich vielen jungen Menschen Mut mache.